Fehlende Lust, kaum körperliche Erregung oder Erektionsprobleme – sexuelle Störungen sind leider keine Seltenheit. Etwa 30 bis 40 Prozent der Frauen und 20 bis 30 Prozent der Männer leiden darunter. Gleichzeitig wagen Betroffene häufig nicht, sich Hilfe zu suchen. Die gute Nachricht: Oft kann ein veränderter Lebensstil helfen, das Liebesleben wieder lustvoller zu genießen.
Von Schönheitsidealen und sexueller Gesundheit
„Body Positivity“, also das Akzeptieren des eigenen Körpers statt übertriebenem Schlankheitswahn, ist ein gesunder Trend. Fakt ist aber auch, dass dem Körper langfristiges Übergewicht nicht guttut. Das beeinträchtig den Bewegungsapparat, das Herz-Kreislauf- und auch das Hormonsystem, was zu Problemen im Liebesleben führen kann. Was wenigen bewusst ist: Zu viele Kilos und vor allem zu viel innerliches Fett können das Sexualleben massiv stören.
Das Fett und die Hormone
Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko einer Insulinresistenz. Diese sorgt für zu viel Insulin im Blut, was wiederum andere Hormone aus der Balance bringt. Bei Frauen führt das zur Bildung von zu viel Testosteron, was zu Menstruationsstörungen, Stimmungsschwankungen und Libidoverlust führt. Beim Mann ist es genau umgekehrt: Bei Insulinresistenz sinkt der Testosteronspiegel, Erektionsstörungen treten auf. Auch mit zunehmendem Alter nimmt die Testosteronproduktion bei Männern ab, genauer ab dem 35. Lebensjahr. Allerdings setzt dieser Prozess bei Übergewichtigen oft deutlich früher ein und schreitet schneller voran.
Übergewicht beeinträchtigt Liebesleben
Die Auslöser für die Probleme: Zu viel zu Essen und zu wenig Muskelarbeit. Das ist heutzutage kein Wunder, denn reichhaltiges Essen ist so gut wie immer und überall verfügbar, während einem Maschinen, Autos und Fahrstühle fast jede Anstrengung abnehmen – der moderne Mensch bewegt sich einfach viel zu wenig. Ein ausgeglichener Hormonhaushalt ist übrigens nicht nur für die Libido entscheidend, sondern auch für die Fruchtbarkeit. Eine Insulinresistenz und hormonproduzierende Fettzellen stören da massiv. Bei Frauen kommt es zu zum PCO-Syndrom, einer gestörten Eizellenreifung. Bei Männern wird die Bildung von Spermien ausgebremst. Kurzum: Übergewicht oder Fettleibigkeit vertreiben nicht nur die Lust an der Liebe, sondern begrenzen auch die Fruchtbarkeit.
Das sagt die Wissenschaft
Australische Forscher haben 89 Langzeitstudien aus 20 verschiedenen Ländern untersucht. Das Ergebnis: Körperlich aktive Frauen hatten im Vergleich zu überwiegend inaktiven Frauen ein um 33 Prozent geringeres Risiko für sexuelle Funktionsstörungen. Bei Männern fiel das Ergebnis noch deutlicher aus: Das Risiko wurde um 43 Prozent gesenkt. Auch zeigte sich, dass häufigere und anstrengendere Bewegung mehr bringt, als gelegentlich im Wohlfühlbereich unterwegs zu sein.
Ein gesunder Lebensstil für mehr Liebesleben
Überschüssiges Fett loszuwerden und regelmäßig möglichst viele Muskeln zu beanspruchen ist wichtig, damit die Lust an der Liebe zurückkommt. Neben ausreichend körperlicher Belastung und gesunder Ernährung gibt es weitere Lebensstilmaßnahmen, die die Sexualität günstig beeinflussen:
- Biorhythmus: Alle Vorgänge in unserem Körper folgen einer „inneren Uhr“. Es gibt „Lerchen“, die morgens um sechs Uhr hellwach und gut gelaunt sind und sich früher schlafen legen. Die „Eulen“ sind vor neun Uhr kaum ansprechbar und blühen erst gegen Abend so richtig auf. Akzeptieren Sie ihre „innere Uhr“ und arbeiten Sie nicht gegen sie an.
- Schlaf: Chronischer Schlafmangel kann zu Insulinresistenz führen und die Hunger- und Sättigungshormone durcheinanderbringen, sodass es zu verstärktem Appetit kommt. Regelmäßig guter und ausreichender Schlaf von sieben bis acht Stunden hilft, mit weniger Essen gesättigt durch den Tag zu kommen.
- Stress: Chronischer negativer Stress führt zu einem erhöhten Cortisolspiegel. Der lässt den Blutzucker- und Insulinspiegel ansteigen und begünstigt Bauchfett. Gegen negativen Stress sollte man möglichst das Leben entschleunigen und Entspannungstechniken praktizieren. Auch Sport hilft bei der Stressbewältigung.
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