Freitag, 26. April

Tipps

Optimismus kann man lernen!

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Optimisten haben es gut: Sie sind nicht nur beliebter als Pessimisten, sie haben auch mehr Freude am Leben, sind erfolgreicher und gesünder. Die gute Nachricht: Auch wer kein „geborener Optimist“ ist, kann einer werden. Denn Optimismus ist – genau wie Pessimismus – eine Art und Weise, die Welt zu betrachten. Und damit grundsätzlich veränderbar.

Warum gilt eine optimistische Weltsicht als die bessere?

„Optimismus kann man lernen!“ So lautet der Untertitel des 1991 erschienenen Buches „Pessimisten küsst man nicht“ des amerikanischen Psychologen Martin E. P. Seligman. Seligman gilt als einer der Pioniere der sogenannten Positiven Psychologie. Aber warum ist eine optimistische Weltsicht besser als eine pessimistische? Weil Optimisten nicht nur bei ihren Mitmenschen beliebter sind und häufiger geküsst werden, sondern vor allem, weil sie fröhlicher, gesünder und auch erfolgreicher sind als ihre pessimistischen Nachbarn.

Was ist Optimismus?

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Doch was ist überhaupt Optimismus? Für viele ist Optimismus so etwas wie der allgemeine Glaube, dass alles gut wird. Darin spiegelt sich Hoffnung, aber auch Trost wider. Sie kennen sicherlich die Kalendersprüche à la „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ oder „Wenn sich die eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“. In diese Kategorie fällt auch der dritte Artikel des Rheinischen Grundgesetzes (auch „et kölsche Jrundjesetz“ genannt):  „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Das Problematische an diesem Optimismus-Begriff ist die Passivität, die mit ihm verbunden ist: Man braucht gar nichts zu tun, es wird schon von ganz allein gut werden. Doch leider ist bei diesen Sätzen nur allzu häufig der Wunsch der Vater des Gedankens. In der rauen Wirklichkeit wird eben oft nicht alles gut, es kommt kein Licht herbei und es öffnet sich keine Tür. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass auch in der Vergangenheit nicht alles „joot jejange“ ist.

Das verstehen Experten unter Optimismus

Experten verstehen unter dem Begriff „Optimismus“ etwas anderes. Für sie ist Optimismus die auf Erfahrung basierende und damit begründete Überzeugung, dass man die Dinge in seinem eigenen Interesse beeinflussen kann. In diesem Optimismus-Begriff ist also eine deutlich aktive Komponente enthalten. Ob etwas gut wird oder nicht, ob etwas gelingt oder nicht, wird nicht dem Schicksal oder wem auch immer überlassen, sondern jeder Einzelne kann dies durch aktives Tun selbst beeinflussen.

Ein Beispiel aus dem Leben

Ein Beispiel: In der Schulklasse 9b wird morgen eine Mathematikarbeit geschrieben. Weil Paul eine gute Note schreiben will, hat er sich intensiv auf die Prüfung vorbereitet. Am Abend geht er mit dem guten Gefühl ins Bett, den Stoff zu beherrschen und ist daher zuversichtlich – optimistisch! -, die anstehende Aufgabe zu bewältigen. Sein Mitschüler Michael dagegen hat sich überhaupt nicht auf die Matheklausur vorbereitet und ist trotzdem guten Mutes, dass es morgen „schon schiefgehen“ wird. Michaels Haltung hat allerdings nichts mit Optimismus zu tun, sondern das ist nichts anderes als Leichtsinn. Optimismus ist etwas anderes als der Glaube an Wunder.

Optimismus als Denkgewohnheit

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Für den Psychologen Seligman ist Optimismus eine „Denkgewohnheit“. Auch Pessimismus ist danach eine Denkgewohnheit. Und Gewohnheiten sind veränderbar, sie sind kein Schicksal wie zum Beispiel kurze Beine. Deshalb kann aus einem Pessimisten ein Optimist werden, lautet das Versprechen der Positiven Psychologie. „Erlernter Optimismus ist keine Wiederentdeckung der `Macht des positiven Denkens´“, schreibt Seligman.

Zwei Erkenntnisse sind für die Wandlung vom Pessimisten zum Optimisten entscheidend:

  1. Die Erfahrung, dass man selbst die Dinge in seinem Sinne verändern kann (Erfolgserlebnisse).
  2. Die Einsicht, dass erlittene Niederlagen und Misserfolge nicht zwangsläufig im eigenen Unvermögen ihren Grund haben („Ich bin ein Versager!“), sondern zum Beispiel einfach Pech waren oder andere Menschen daran Schuld waren.

Ralph Schliewenz vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen sagt dazu: „Optimisten haben das Gefühl, dass sie die Dinge unter Kontrolle haben. Und dieses Gefühl kann man auch erlernen. Man kann sich erreichbare Ziele setzen. Die eigenen Möglichkeiten abschätzen, kleine Schritte machen, realistisch bleiben. Das ist ein Weg zum Optimismus.“

Eltern können Kinder beim Erlernen von Optimismus unterstützen

Eltern kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung für die Entwicklung einer optimistischen Lebenseinstellung ihrer Kinder zu. Je mehr es ihnen gelingt, ihren Kindern Erfolgserlebnisse zu verschaffen, also die Erfahrung, dass sie, die Kinder, mit ihrem Tun etwas bewirken – die Psychologen sprechen von der Erfahrung der „Selbstwirksamkeit“ –, desto eher wird aus ihrem Sprössling ein optimistischer Mensch.

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