Samstag, 20. April

Neues aus der Wissenschaft

Langschläfer- oder Frühaufsteher-Typ? Bluttest gibt Aufschluss

©Fabio Balbi/stock.adobe.com

Sind Sie eher Typ Eule oder Typ Lerche? In der Regel haben wir ja ein Gefühl dazu, ob wir Frühaufsteher und Nachtmensch sind. Jetzt lässt sich die innere Uhr erstmals objektiv bestimmen – mit einem neuen Bluttest eines internationalen Forscherteams unter Federführung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Denn ist der innere Rhythmus bekannt, lassen sich Medikamente insgesamt wirksamer und verträglicher einsetzen als bisher. Mediziner sprechen dabei von einer Chronotherapie.

Über die Forschung

©Kramer/Charité

Es gibt Biomarker im Blut, die für die individuelle innere Uhr charakteristisch sind. Diese zu identifizieren war das Ziel des internationalen Teams unter Leitung von Prof. Dr. Achim Kramer vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité. Zunächst wurde bei mehreren Probanden über den gesamten Tag die Aktivität aller 20.000 Gene einer bestimmten Gruppe von Blutzellen bestimmt. Mit speziellen Computeralgorithmen ließen sich aus diesen Datensätzen zwölf Gene isolieren, die verlässlich die Innenzeit anzeigen. Die Biomarker einer einzigen Blutprobe können auch dann noch einen Spättyp von einem Frühtyp unterscheiden, wenn die betreffende Person entgegen ihrem biologischen Rhythmus früh am Morgen von einem Wecker geweckt wird.

Chronotherapie ist überlegen

Prof. Kramer ist überzeugt, dass die Chronotherapie der konventionellen Therapie oft überlegen ist: „Eine solche Therapie unter Berücksichtigung der Tageszeit wurde bislang wegen einer fehlenden Diagnostik der Innenzeit selten angewandt. Wir denken, dass dieser erste objektive Test der Innenzeit dazu beitragen wird, dass die Tageszeit bei Therapie und Diagnose viel mehr an Bedeutung gewinnen wird.“

©petzshadow/stock.adobe.com

In klinischen Folgestudien wollen die Wissenschaftler nun nachweisen, wie eine personalisierte Chronotherapie wirkt. Sie wird dafür auf die individuelle Innenzeit der Patienten abgestimmt. Kennt man das Zeitfenster, in dem ein Wirkstoff besonders effektiv ist, kann man die Wirkung der Behandlung so optimieren und gleichzeitig das Risiko von Nebenwirkungen verringern.

Zum Hintergrund

Die Funktionen des menschlichen Körpers unterliegen tageszeitlichen Schwankungen. So zeigen zum Beispiel Medikamente in Abhängigkeit von der inneren Uhr unterschiedlich starke Wirkung – je nachdem, zu welcher Uhrzeit sie eingenommen werden. Diese Reaktion ist von Mensch zu Mensch verschieden, abhängig davon ob seine innere Uhr zum Spättyp oder zum Frühtyp neigt.

Veröffentlicht wurde die Studie in The Journal of Clinical Investigation.

Mehr zum Thema

Ein guter Schlaf-Wach-Rhythmus tut der Psyche gut