Freitag, 26. April

Neurochirurgie

Tief im Hirn gegen Tinnitus und Depression

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Mit der Tiefen Hirnstimulation (THS), die im Volksmund auch gerne Hirnschrittmacher genannt wird, lassen sich im Rahmen eines neurochirurgischen Eingriffs ins Gehirn bestimmte neurologische Erkrankungen behandeln: Zum Beispiel ist das Verfahren weltweit zur Behandlung der Parkinson-Krankheit zugelassen. Neue Forschungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass die THS auch bei Tinnitus und Depressionen helfen könnten.

Elektroden gegen Phantomgeräusch

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Forscher der University of California und die Veterans Health Administration in Washington D.C. haben das medizinische Verfahren an fünf Personen getestet und kamen zu dem Schluss, dass eine sichere Anwendung zur Behandlung Tinnitus möglich ist. Mit Tinnitus wird ein Symptom beschrieben, bei dem Betroffene Geräusche empfinden, die von keiner äußeren Schallquelle erzeugt werden – eine Art Phantomgeräusch. Die Patienten erhielten zwei Elektroden ins Gehirn eingesetzt, mittels derer elektrische Impulse an die ausgewählte Hirnregion geleitet wurden: Die Patienten waren während der OP wach und konnten mit den Chirurgen sprechen, so dass die Elektroden optimal platziert werden konnten, um die gewünschte Wirkung zu entfalten.

Individuelle Optimierung

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Nach fünf Wochen begann ein individuell bis zu 13 Monate dauernder Optimierungsprozess: Ziel der Ärzte war, durch das Austesten unterschiedlicher Impulse die beste Wirkung zu erzielen. Innerhalb einer sich anschließenden 24-wöchigen Phase wurde das Gehirn beständig stimuliert – am Ende berichteten vier der fünf Patienten von einer erfolgreichen Zurückdrängung der lästigen Geräuschbelastung, nur ein Proband verspürte keine Besserung. Alle Studienteilnehmer blieben nach der Operation beschwerdefrei. Die Forscher bereiten nun die nächste klinische Studie vor, um das Zeitfenster für die Optimierung zu verkürzen. Nach einer weiteren Studie soll das eigentliche Zulassungsverfahren beginnen.

Erfolge bei schwer depressiven Menschen

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Parallel dazu kam eine Studie der Emory University bei Atlanta im US-Bundesstaat Georgia zu dem Ergebnis, dass sich mit der THS langfristig eine stabile antidepressive Wirkung erzielen lässt: Hoffen lässt dabei die Tatsache, dass diese Wirkung bei Patienten erreicht werden konnte, die unter einer behandlungsresistenten und sehr schweren Form der Erkrankung litten, berichtete das „American Journal of Psychiatry“. Durch die aktuelle Langzeit-Studie wurden frühere Forschungs-Resultate des international anerkannten Forscherteams um Helen S. Mayberg bestätigt und Grundlagen für weitere THS-Behandlungsoptionen geschaffen.

Langzeitergebnisse überzeugen

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Den Ergebnissen dieser Studien zufolge berichteten die Patienten nicht nur, dass es ihnen durch die Behandlung besser ging, auch der Effekt hielt an. In die aktuelle Untersuchung flossen langfristige Ergebnisse von 28 Patienten, die zwischen vier und acht Jahre lang an der offenen klinischen Studie teilnahmen. Nach Auswertung aller Testergebnisse kam das Forscherteam um Helen S. Mayberg zu dem Schluss, dass die langfristige Sicherheit und nachhaltige Wirksamkeit dieses Behandlungsansatzes erwiesen ist. Gegenwärtig wird eine neue Forschungsstufe erarbeitet, hier soll ein neuer Elektroden-Prototyp eingesetzt werden: Damit soll es möglich sein, die Gehirnaktivität direkt während der THS aufzuzeichnen.

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