Donnerstag, 25. April

Neues aus der Wissenschaft

Arbeitsstress ist ansteckend

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Als hätten wir es nicht irgendwie geahnt: Arbeitsstress ist ansteckend. Denn Stress am Arbeitsplatz überträgt sich bei Paaren von einem Partner auf den anderen und kann die Beziehung stark beeinflussen. Zu dem Ergebnis kamen Forscher an der Griffith-Universität in Australien. Ihrer Ansicht nach unterstreicht die Studie die Bedeutung der Work-Life-Balance, sprich einem ausgeglichenen Verhältnis von Arbeit und Freizeit, das der Psyche und der Partnerschaft guttue.

Neuer Forschungsansatz

Paula Brough, Professorin für Organisationspsychologie an der Griffith-Universität, forscht seit über 20 Jahren daran, wie sich die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz verbessern lässt. In diesem Fall hat sie sich mit ihrem Team damit beschäftigt, inwiefern sich Arbeitsstress bei Partnern überträgt, die beide Vollzeit arbeiten, und vor allem wie es vonstattengeht. Das war ein neuer Ansatz. Denn bisher wurde in der sogenannten Crossover-Forschung die Übertragung von Stress vom (Ehe-)Mann auf die (Ehe-)Frau untersucht. Und Details zum „Wie“ gab es so auch nicht.

Arbeitsstress beeinflusst am stärksten

Dafür wurden jetzt qualitative Interviews mit 16 Paaren geführt. Das Forscherteam fand heraus, dass Stress tatsächlich ansteckend ist. „Wir sind uns bewusst, dass Stress auch von der Familie hervorgerufen wird oder außerhalb des Arbeitsumfelds auftritt, aber wir haben uns genau angeschaut, welcher Anteil des Arbeitsstresses vom Partner kommt, also übertragen wird“, erklärt Paula Brough. Er wirke am

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stärksten von allen Faktoren und sei auf jeden Fall sehr real, sodass der Partner, der ihn eigentlich gar nicht hat, ihn trotzdem verspürt. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer berichtete, dass dies ihre Beziehung erheblich beeinflusst habe. Dabei war es übrigens egal, ob die interviewten Paare Kinder haben oder nicht, oder von wem der Stress übertragen wurde.

Wie wird der Arbeitsstress übertragen?

Die Arbeitsumgebung, Überlastung, Unterforderung, der Chef, ein schwieriger Mitarbeiter, ein gestresster Kollege – alles Gründe, warum man von der Arbeit gestresst nach Hause kommen kann. In der Studie gab es genügend Fälle, wo der Arbeitsstress groß genug war, um darüber mit dem Partner zu sprechen. Dies würde dann die Gesundheit, die Leistung und das Wohlbefinden des anderen im Job beeinträchtigen, macht Professor Brough in einer Pressemitteilung deutlich.

Wie dieser Übertragungs-Prozesskonkret abläuft? Dazu fanden die Wissenschaftler Folgendes heraus:

Die Analyse der Daten zeigte, dass sowohl negative (z. B. Belastung) als auch positive (z. B. Wohlfühl-) Crossover-Erfahrungen zwischen den Paaren existieren. Diese Übertragungen folgten einem fünfstufigen Prozess: (1) Arbeitsereignis erlebt; (2) Auswirkung des Arbeitsereignisses; (3) Übertragung der Auswirkungen auf den Partner; (4) Auswirkungen auf das Wohlergehen und die Arbeitsleistung des Partners; (5) zwischenmenschliche Ergebnisse.

Vor diesem Hintergrund plädieren die Forscher auch, bewusster auf die Work-Life-Balance zu achten und dass Arbeitgeber stärker auf entsprechende Maßnahmen setzen.

Die Studie wurde im Australian Journal of Psychology veröffentlicht.

Wussten Sie übrigens, dass Stress (Arbeits-)Stress nicht nur die Partnerschaft beeinflusst, sondern auch den Darm? Erfahren Sie mehr darüber.