Mittwoch, 24. April

Von Freudlosigkeit bis Magen-Darm-Beschwerden

Altersdepression: oft unerkannt, aber gut therapierbar

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Wenn betagte Menschen eine Depression entwickeln, äußert sich das oft durch vordergründig rein körperliche Symptome, die dem Alterungsprozess zugeschrieben werden. Dieser Trugschluss führt dazu, dass die Krankheit häufig unentdeckt und somit auch unbehandelt bleibt. Der Weg zu einem spezialisierten Arzt könnte vielen Betroffenen unnötiges Leid ersparen. Erfahren Sie jetzt mehr dazu.

Rund 20 Prozent der über 65-Jährigen sind von einer Altersdepression betroffen

Mit den Lebensjahren schreitet auch das Risiko, an einer Depression zu erkranken, voran. So sind rund 20 Prozent der über 65-Jährigen betroffen, während in der Allgemeinbevölkerung durchschnittlich fünf Prozent unter Depressionen leiden. Die Altersdepression zählt neben der Demenz zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter. Doch die Diagnose wird derzeit nur bei jedem fünften bis zehnten Betroffenen gestellt.

Anzeichen einer Altersdepression oft nicht eindeutig

Ein Grund dafür, dass Depressionen bei älteren Menschen häufig übersehen werden, liegt in dem eher untypischen Beschwerdebild. So werden die Hauptsymptome wie Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit bei älteren Menschen anfänglich oft von körperlichen Beschwerden überlagert. Unspezifische Symptome wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindelanfälle, Schlafprobleme oder Magen-Darm-Beschwerden lenken den Fokus zunächst eher auf den allgemeinen Gesundheitszustand als auf den Gemütszustand.

Oft Rückzug aus sozialem Umfeld

Erst später macht sich die typische Stimmungsveränderung bemerkbar. Oft ziehen sich die Betroffenen immer weiter aus ihrem sozialen Umfeld zurück und wollen die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen. Im schlimmsten Fall kann die Spirale aus vermeintlich selbst gewählter Isolation und Niedergeschlagenheit in einem Suizid(-versuch) münden.

Betroffene ernst nehmen und Hilfe suchen

Die Diagnose „Altersdepression“ wird in der Regel vom Hausarzt oder von einem Gerontopsychiater gestellt. Um organische Erkrankungen auszuschließen, wird er eine körperliche Untersuchung und verschiedene Blutuntersuchungen durchführen. Auch die Untersuchung des Gehirns mittels Elektroenzephalogramms (EEG), Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können wegweisend für die Diagnosestellung sein.

Abgrenzung zu Demenz wichtig

Wichtig ist außerdem die Abgrenzung zu einer Demenzerkrankung mithilfe neuropsychologischer Testverfahren oder spezieller Fragebögen. Ähnlich wie bei jüngeren Patienten fußt die Behandlung einer Depression im Alter optimalerweise auf einer Kombination aus medikamentöser Therapie, Psychotherapie und sozialer Unterstützung mit konkreten Hilfestellungen für den Alltag (z.B. „Essen auf Rädern“).

Medikamente werden altersgerecht gewählt

Bei der Auswahl eines Antidepressivums wird der Behandler neben potenziellen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten unter anderem auch das Sturzrisiko bei einer zu starken Sedierung im Alter berücksichtigen. Bei betagten Patienten werden in erster Linie moderne selektive Serotoninwiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wie Citalopram, Escitalopram und Sertralin eingesetzt sowie selektiv noradrenerg und serotonerg wirksame Antidepressiva (SSNRI) wie Venlafaxin, Duloxetin oder Mirtazapin.

Auf Johanneskraut verzichten

Auf die Einnahme von Johanniskrautpräparaten sollten ältere Depressions-Patienten lieber verzichten. Denn diese können dazu führen, dass andere Medikamente im Körper zu schnell abgebaut werden und daher ihre Wirkung nicht mehr voll entfalten können.

Wehret den Anfängen: So können Sie einer Altersdepression vorbeugen

Um einer Depression vorzubeugen, ist es wichtig, möglichst lange aktiv am Leben teilzuhaben und das Selbstwertgefühl aufrecht zu erhalten. Folgende Maßnahmen können dabei helfen:

  • Psychomotorische Fähigkeiten trainieren (v.a. Gleichgewicht und Koordination)
  • Gedächtnis trainieren (z.B. lesen oder Hörbücher hören, Rätsel lösen)
  • Hobbies und soziale Kontakte pflegen
  • Alltag strukturieren (z.B. feste Schlafzeiten)
  • Täglich an der frischen Luft bewegen
  • Seh- und Hörvermögen regelmäßig überprüfen lassen (ggf. Brille oder Hörgerät)

Unter- und Übergewicht vermeiden durch gesunde und ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung

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