Es gibt Menschen, die hören mehr, als ihnen lieb ist. Sie haben ein Pfeifen, Klingeln, Rauschen oder Brummen im Ohr. Solche Störgeräusche nennt man Tinnitus. Wie es dazu kommt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.
Konzentration und Schlaf leiden
Nach Angaben des Tinnituszentrums der Charité Berlin leben in Deutschland rund vier Prozent der Bevölkerung mit einem dauerhaften Störgeräusch im Ohr. Jährlich kommen etwa 250.000 neue Patienten dazu. Etwa 20 Prozent der Betroffenen empfinden das Leben mit Tinnitus als eine enorme Herausforderung. Wenn das ständige „Klingeln in den Ohren“, so die deutsche Übersetzung des Begriffs, andere Geräusche überlagert, beeinträchtigt es nicht nur die Konzentration im Alltag, sondern stört auch die Erholung im nächtlichen Schlaf.
Wie entsteht Tinnitus?
Bei etwa einem Drittel der Betroffenen kann der Tinnitus auf ein Lärm- oder Knalltrauma (zum Beispiel Rock-Konzert, Feuerwerk) zurückgeführt werden. Dabei werden die feinen Haarsinneszellen im Innenohr beschädigt, was zu einer Fehlfunktion, also den Störgeräuschen, führt. Manchmal tritt das Störgeräusch auch in Zusammenhang mit einem Hörsturz auf oder wird durch bestimmte Medikamente (zum Beispiel Krebs-, Schmerz- und Rheumamedikamente, Diuretika), Muskelverspannungen oder Stress verursacht. Auch Erkrankungen oder eine verringerte Blutversorgung des Innenohrs können für die belastenden Töne verantwortlich sein.
Betroffene bilden sich Geräusche nicht ein
In vielen Fällen kann aber trotz eingehender Untersuchungen durch Fachärzte keine konkrete Ursache für das Entstehen der Ohrgeräusche festgestellt werden. Wichtig: Tinnitus ist ein Symptom und keine eigenständige Krankheit. Auch wenn er nicht mit einem Mikrofon messbar ist, können in vielen Fällen beispielsweise die Tonhöhe sowie die Lautstärke mit audiologischen Testverfahren erfasst werden.
Akuten Tinnitus schnell behandeln
Ein erstmalig auftretender akuter Tinnitus gehört zügig in Behandlung bei einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenkunde (HNO). In der Regel erfolgt dann eine hochdosierte Kortisontherapie. Nach Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. heilen etwa 70 Prozent der akuten Fälle spontan aus. Bleiben die Ohrengeräusche jedoch länger als drei Monate bestehen, spricht man von einer chronischen Form.
Mit chronischen Ohrgeräuschen leben
Leider existiert keine Methode, chronischen Tinnitus zu heilen. Deshalb kommt es für Betroffene umso mehr darauf an, Wege zu finden, trotz ihres Ohrgeräuschs besser zu leben. Verschiedene Therapiebausteine wie die HNO-ärztliche Behandlung, eine gut verständliche Aufklärung und Beratung, die kognitive Verhaltenstherapie, Hörtherapie, Musiktherapie, gegebenenfalls eine Hörgeräteversorgung, progressive Muskelentspannung, autogenes Training sowie andere Entspannungsmethoden und Stressbewältigungsstrategien helfen, den belastenden Tinnitus in erträgliche Störgeräusche umzuwandeln. Darüber hinaus stellt die Teilnahme an Selbsthilfegruppen ein sehr wirksames Mittel im Umgang mit Ohrgeräuschen dar. Dies belegt eine Studie der Deutschen Tinnitus-Liga, welche in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt wurde.
Hier finden Tinnitus-Betroffene Hilfe
Unter www.tinnitus-liga.de erhalten Interessierte neben wertvollen Informationen auch Hilfestellung bei der Therapiewahl und Adressen von Ärzten und Therapeuten sowie von Selbsthilfegruppen.
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