Ist er der Sanitäter in der Not, wie es Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Alkohol“ konstatiert? Oder hat das Sprichwort recht, nach dem mehr im Becher als im Meer ersaufen? Die Forschung ist sich zumindest uneins: Auf der einen Seite empfehlen Bostoner Forscher regelmäßige geringe Mengen Alkohol selbst bei ersten kognitiven Einschränkungen von Demenz empfehlen. Andererseits belegt eine neue Studie der Universität Hongkong, dass sich Verzicht auf Alkohol positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt.
Vergleichende Studie
Glaubt man den US-amerikanischen Wissenschaftlern um Gesundheitsforscherin Dr. Manja Koch von der Chan School of Public Health in Boston, geht mit einem moderaten Alkoholkonsum ein vermindertes Demenz-Risiko einher. Die Forscher werteten für eine vergleichende Studie um den Nutzen von Gingko-biloba-Langzeitdaten von 3069 Menschen im Alter von durchschnittlich 78 Jahren aus: Bei Gingko biloba handelt es sich um die hierzulande vor allem wegen ihres Einsatzes als Arznei bekannte Pflanze mit den charakteristischen fächerförmigen Blättern. Gut jeder sechste Proband zeigte erste kognitive Defizite, die übrigen waren diesbezüglich unauffällig. Im Durchschnitt nahmen die Senioren sechs Jahre an der Studie teil – in dieser Zeit erkrankten in der Gingko-Gruppe 277 Patienten und 246 Menschen in der Versuchsgruppe, die keinen Wirkstoff erhielt.
Alkoholbedingte Auswirkungen
Gesundheitsforscherin Dr. Manja Koch nutzte nun die Daten, um zurückblickend die Entwicklung demenzieller Erkrankungen mit dem Alkoholkonsum in Bezug zu setzen: Dieser war zu Studienbeginn basierend auf Selbstauskünften der Probanden ermittelt worden. Zugute kam den Bostoner Forschern, dass die Studienteilnehmer eingangs und im Verlauf regelmäßig sehr gründlich neuropsychiatrisch untersucht worden waren: Das ermöglichte eine gute Abbildung alkoholbedingter Auswirkungen auf die Kognition, wobei Alkoholiker ausgeschlossen waren.
14 Gramm reines Ethanol
Bei der Anfangsbefragung waren die Studienteilnehmer zudem angehalten anzugeben, wieviel Bier, Wein und andere Alkoholika sie pro Woche konsumierten. Die Forscher rechneten die Angaben um in Standarddrinks, bezogen auf eine Dose Bier oder ein Glas Wein. Ein Drink entspricht dabei rund 14 Gramm reinem Ethanol.
Weniger demenziell Erkrankte
Berücksichtigung fanden sämtliche Begleitfaktoren wie Alter, Geschlecht, Ausbildung, paralleler Erkrankungen und Medikamentengaben. Die Probanden wurden darüber hinaus in fünf Gruppen aufgeteilt: 42 Prozent waren Abstinenzler, 15 Prozent tranken fast nichts (weniger als einen Drink pro Woche), 23 Prozent tranken einen bis sieben Drinks in der Woche und jeweils zehn Prozent gönnten sich sieben bis 14 bzw. mehr als 14 Drinks pro Woche. Auf dieser Basis ermittelten die Forscher: Unter den Studienteilnehmern, die zwischen sieben und 14 Drinks pro Woche tranken, erkrankten 37 Prozent weniger an Demenz als Teilnehmer mit sehr geringem Konsum (weniger als ein Drink pro Woche).
Auswertungen Hongkonger Forscher
Dem gegenüber kamen die Hongkonger Forscher zu dem Ergebnis, dass Vorsicht geboten sei, moderates Trinken als Teil einer gesunden Ernährungsweise zu betrachten. Unter moderates Trinken fällt den Wissenschaftlern zufolge der Konsum von 14 Drinks (196 Gramm reinen Alkohol) bei Männern, bei Frauen sieben Drinks (98 Gramm) oder weniger. Im Rahmen der Studie wurden Daten von 10.386 Teilnehmern ausgewertet, die entweder moderate Trinker oder Abstinenzler waren: Die Zusammensetzung war mit Menschen, die früher Alkohol getrunken hatten, beginnenden Alkohol-Konsumenten, ständigen Trinkern, früheren Gewohnheitstrinkern und lebenslangen Abstinenzlern gemischt.
Abstinenzler mental gesünder
Bei der Analyse der Verbindungen zwischen Alkoholtrinkmustern und dem mentalen Wohlbefinden zwischen 2009 und 2013 beobachteten die Forscher, dass Menschen, die noch nie Alkohol getrunken hatten, mental am gesündesten waren. Zeitgleich profitierten Studienteilnehmer, insbesondere Frauen, die auf Alkohol verzichtet hatten, von einer wesentlich verbesserten mentalen Gesundheit.
Weltweit mehr Alkoholkonsum
Für die Forscher aus Hongkong sind die Studienergebnisse Anlass, vor dem Konsum von Alkohol und einem Herunterspielen des Trinkens zu warnen: „Es wird erwartet, dass der globale Alkoholkonsum weiterhin steigt, falls keine effektiven Strategien angewendet werden“, warnt Dr. Michael Ni, Co-Autor der Studie.
Keine Empfehlung zu moderatem Trinken
Neue Studien scheinen zu belegen, dass der Alkoholkonsum in den vergangenen 30 Jahren um 70 Prozent angestiegen ist – eine weltweite Beobachtung, von der Experten annehmen, dass sich der Trend in Zukunft fortsetzen wird. „Unsere Ergebnisse rufen dazu auf, Vorsicht in Bezug auf die Empfehlungen walten zu lassen, dass moderates Trinken die Lebensqualität erhöht“, so Dr. Ni. Stattdessen könne der Alkoholverzicht mit einem verbesserten mentalen Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden. Dann entspreche der Status dem eines lebenslangen Abstinenzlers.
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