Donnerstag, 21. November

Psyche

Können Darmbakterien Depressionen beeinflussen?

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100 Billionen Mikroorganismen bevölkern jeden einzelnen Menschen. Die meisten dieser Mitbewohner leben im Darm – und sie haben großen Einfluss. Laktobakterien zum Beispiel stimulieren Botenstoffe, die die Abwehr unseres Körpers verbessern. Sie helfen auch, defekte Schleimhautzellen im Darm zu regenerieren und dämmen entzündliche Prozesse ein. Vielleicht beeinflusst die Zusammensetzung der Darmbakterien auch die seelische Gesundheit. Ein belgisches Forschungsteam hat herausgefunden, dass Depressionskranken bestimmte Bakterienstämme im Verdauungstrakt fehlen.

Verbindung zwischen Hirn und Darm

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Einige Wissenschaftler gehen davon aus: Unser Gehirn und unsere Darmflora stehen in engem Kontakt miteinander, durch Nerven, Hormone und das Immunsystem. Es ist allerdings keine einseitige Kommunikation. Denn auch die Darmbewohner wirken auf Entwicklungs- und Stoffwechselprozesse ein. Jeroen Raes und sein Team von der Katholieke Universiteit Leuven wollten nun wissen: Produzieren die Bakterien Substanzen, die die psychische Gesundheit potenziell beeinflussen können?

Depressions-Erkrankten fehlen bestimmte Bakterien

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Dafür untersuchten die Forscher das Mikrobiom von 1.054 Teilnehmern des flämischen Gut Flora-Projekts, bei 173 von ihnen wurde eine Depression diagnostiziert. Sie gaben an, dass ihr Leben eine schlechte Qualität hat. Das Wissenschaftler-Team verglich die Darmflora der Probanden und stellte fest: Bei den Depressions-Betroffenen fehlten die bakteriellen Gattungen Coprococcus und Dialister im Stuhl. Bei der Kontrollgruppe

Diese Informationen wurden kombiniert und kombinierten diese Informationen mit Depressionsdiagnosen in derselben Gruppe. Bei der Analyse entdeckte das Team, dass die von depressiven Personen fehlen. Diese Ergebnisse wurden durch eine separate Gruppe von 1.063 Teilnehmern des Dutch LifeLines-Projekts und durch depressive Patienten in den Universitätskliniken Leuven bestätigt.

Darmbakterien und psychische Gesundheit: ein umstrittenes Duo

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„Die Verbindung zwischen Darmflora und psychischer Gesundheit ist ein umstrittenes Thema in der Mikrobiomforschung. Die Vorstellung, dass Substanzen, die von Mikroorganismen in unserem Körper produziert werden, Auswirkungen auf unser Gehirn haben – und damit auf unser Verhalten und unsere Emotionen – ist faszinierend. Aber bisher wurde diese Verbindung meistens in Tiermodellen und nicht an Menschen untersucht. In unserer Studie konnten wir mehrere Gruppen von Bakterien identifizieren, die im Zusammenhang mit einer Depression und Lebensqualität zu stehen scheinen“, sagt Professor Jeroen Raes in einer Mitteilung.

Toolbox entwickelt: Möglichkeit, Bakterien und Gemütszustände zu verknüpfen

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Neben der Analyse entwickelten die Forscher eine sogenannte Toolbox. Dabei handelt es sich um eine Software, mit der festgestellt werden kann, welche Darmbakterien das menschliche Nervensystem beeinflussen können. Durch Analyse des Genoms von mehr als 500 Darmbakterien stellten sie einen Katalog von Bakterien zusammen, die Substanzen produzieren, die potenziell Auswirkungen auf unser Gehirn und unser Nervensystem haben.

Die Ergebnisse müssen noch in weiteren Experimenten bestätigt werden. Aber das Forscherteam stuft sie bereits jetzt als hilfreich ein, um die zukünftige Forschung an der Darm-Hirn-Verbindung zu lenken und zu beschleunigen.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Nature Microbiology“ veröffentlicht.

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