Es kann bei Schmerzen, Fieber und Entzündungen helfen – Ibuprofen. Aber auch gegen Alzheimer? Ja, zumindest wenn es nach Neurowissenschaftlern aus Vancouver geht. Sie kommen zu dem Schluss, dass die tägliche Einnahme des nicht verschreibungspflichtigen NSAID (nichtsteroidalen Antiphlogistikums) Ibuprofen, den Beginn der Alzheimer-Krankheit verhindern kann. Vorausgesetzt, dass früh genug damit begonnen wird. Ihre Studien-Ergebnisse veröffentlichten die Kanadier jetzt im Journal of Alzheimer’s Disease unter dem Titel „Conquering Alzheimer’s Disease by Self Treatment“.
Was hat die Entwicklung eines Speicheltests mit der Entdeckung zu tun?
Das Team um Dr. Patrick McGeer schloss 2016 die Entwicklung eines einfachen Speicheltests ab. Mit dessen Hilfe, so die Wissenschaftler, könne die Alzheimer-Krankheit diagnostiziert und deren zukünftiger Ausbruch vorhergesagt werden. Der Test basiert darauf, die Konzentration des im Speichel sekretierten Peptid Amyloid-beta-Proteins 42 (Abeta42) zu messen. Bei den meisten Menschen ist die Abeta-42-Produktion fast identisch – unabhängig von Geschlecht oder Alter. Sind die Werte allerdings zwei- bis dreimal so hoch, sei es sicherer Hinweis darauf, an Alzheimer zu erkranken. Warum? Das Team von Dr. McGeer wies nach, dass das Peptid in allen Organen des Körpers gebildet wird. Nun wird Abeta42 zwar überall im Körper hergestellt, trotzdem ist es aber relativ unlöslich. Die Ablagerungen, so McGeer, treten nur im Gehirn auf und verursachen dort eine Neuroinflammation, die Neuronen in den Gehirnen von Menschen mit Alzheimer zerstöre.
Was ist die Lehre für die Forscher?
Das Peptid wird im Speichel aus der Unterkieferdrüse ausgeschieden. Deshalb, so der Neurowissenschaftler McGeer, reiche ein Teelöffel Speichel, um vorherzusagen, ob ein jemand an Alzheimer erkranken werde. Somit können frühzeitig vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel nicht verschreibungspflichtiger nichtsteroidaler Medikamente (NSAIDs) wie Ibuprofen einzunehmen.
„Was wir durch unsere Forschung gelernt haben, ist, dass Menschen, bei denen das Risiko besteht, an Alzheimer zu erkranken, die gleichen erhöhten Abeta 42-Spiegel aufweisen wie Menschen, die sie bereits haben“, sagt Dr. McGeer. „Da wir wissen, dass die Prävalenz der klinischen Alzheimer-Krankheit im Alter von 65 beginnt, empfehlen wir, dass Menschen zehn Jahre zuvor, im Alter von 55 Jahren, getestet werden, wenn das Auftreten von Alzheimer typischerweise beginnt. Wenn sie erhöhte Abeta 42-Spiegel aufweisen, ist dies der richtige Zeitpunkt zu beginnen, täglich Ibuprofen zu nehmen, um die Krankheit abzuwehren.“ Wie hoch die Dosis allerdings sein müsste, dazu kann er im Moment nur spekulieren.
Warum kritisieren andere Wissenschaftler die Ergebnisse?
An den Ergebnissen gibt es allerdings auch Kritik. Professor Tara Spires-Jones von der University of Edinburgh zum Beispiel erklärte laut „dailymail.co.uk“, dass es bereits vorher Studien gab, die den Zusammenhang zwischen entzündungshemmenden Medikamenten und das Minimieren des Alzheimer-Risikos aufzeigten. Allerdings fehle es, so die Professorin aus Schottlang, bislang an wissenschaftlichen Beweisen.
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Patrick L. McGeer, Edith McGeer. Conquering Alzheimer’s Disease by Self Treatment. Journal of Alzheimer’s Disease, 2018; 1 DOI: 10.3233/JAD-179913