Dialyse-Patienten erkranken nach Erkenntnissen US-amerikanischer Wissenschaftler dreimal so häufig an der sexuell übertragbaren Krankheit Syphilis wie die übrige Bevölkerung. Dazu wurden die Daten von mehr als 700.000 Patienten ausgewertet, wie die Forscher des Medical College of Georgia im „Clinical Kidney Journal“ mitteilten. Mit Blick auf Deutschland verzeichnet das Robert-Koch-Institut allgemein eine starke Zunahme an Erkrankungen – im Zeitraum von 2007 bis 2017 stieg die Zahl von vier auf 9,1 Fälle pro 100.000 Bundesbürger. Deutschland zählt neben Island, Irland, Großbritannien und Malta zu den fünf Ländern, in denen sich die Rate seit 2010 mehr als verdoppelt hat.
Gefahr für Gehirn und Nervensystem
Wie die Deutsche Aidshilfe mitteilt, bringt die Syphilis sehr verschiedene Beschwerden und Verläufe hervor: Sie wird deswegen oft übersehen oder mit anderen Krankheiten verwechselt. Zum Beispiel kann sie sich zu einer Neurosyphilis entwickeln oder als solche auftreten – dann können das Gehirn und das gesamte Zentralnervensystem durch das Bakterium angegriffen werden. Als Neurosyphilis wird eine Reihe von psychiatrischen oder neurologischen Symptomen bezeichnet, die, wenn unbehandelt oder nicht ausgeheilt, auch noch Jahre oder Jahrzehnte nach der Infektion auftreten können.
Rechtzeitig auf Bakterium testen
Mit Blick auf ihre Forschungsergebnisse empfehlen die US-amerikanischen Wissenschaftler, dass bei jedem Dialyse-Patienten mit Anzeichen von Verwirrung ein Syphilis-Test vorgenommen werden sollte. Vor allem, so die an der Studie beteiligte Expertin für Infektionskrankheiten, Stephanie L. Baer, da es sich bei Syphilis um eine behandel- und verhinderbare Erkrankung handelt.
Risiko vielfach nicht bewusst
Die US-amerikanische Expertin sieht die größte Schwierigkeit darin, dass den meisten Betroffenen das Risiko nicht bewusst sei – entsprechend seien sie weder getestet noch behandelt: Dabei würde bei einem frühen Behandlungsansatz bereits eine einzelne Dosis Penicillin ausreichen. Wer sich im Endstadium einer Nierenerkrankung befinde, so die Forscherin, wüsste gar nicht, dass sie ein zusätzlich erhöhtes Risiko trügen.
Verbessertes Testverhalten
Die Deutsche Aidshilfe sieht als einen Grund für den Anstieg der registrierten Fälle in Deutschland die zurückgehende Nutzung von Kondomen, was unter anderem wegen der besseren HIV-Therapie geschehe. Ein weiterer Grund sei vermutlich ein verbessertes Testverhalten. So seien schwule und bisexuelle Männer verstärkt zu regelmäßigen Syphilis-Tests aufgerufen worden.
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