Wenn jemand unter einer Alkoholsucht leidet, hat das auch für sein Umfeld tiefgreifende Folgen. Was man als nahestehender Mensch tun kann, um die Betroffenen zu unter-stützen und wo man Grenzen setzen sollte, um sich selbst zu schützen.
Alkohol zählt zu Recht zu den gefährlichsten Drogen – und trotzdem ist sein Konsum in unserer Gesellschaft fest verwurzelt. So trinkt jeder Deutsche durchschnittlich rund 136 Liter alkoholische Getränke pro Jahr. Alkoholabhängig sind etwa 1,3 Millionen Menschen hierzulande. Dabei kann das Problem für Familienangehörige und Partnerinnen bzw. Partner teilweise sogar belastender sein als für die Betroffenen selbst. Dies gilt insbesondere dann, wenn die betroffene Person sich und andere Menschen in Gefahr bringt, seine Verantwortung gegenüber Kindern nicht wahrnimmt oder sogar gewalttätig wird. Ängste, Sorgen und Schamgefühle können verheerende Folgen – auch körperlicher Natur – nach sich ziehen. Hierzu zählen beispielsweise Schlafprobleme, Magenerkrankungen, Migräne und Depressionen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass nahestehende Personen selbst eine Alkoholabhängigkeit entwickeln.
Selbstschutz steht an erster Stelle Um sich vor diesen möglichen Folgen zu schützen, muss man sich zunächst einmal um das eigene Wohlergehen kümmern. Dies ist auch eine Grundvoraussetzung dafür, dass man der betroffenen Person helfen kann. Wichtig ist dabei, dass negative Gefühle nicht einfach unterdrückt werden oder das Problem aus Scham totgeschwiegen wird. Ein erster Schritt kann es sein, sich mit Freunden oder Verwandten auszutauschen. Darüber hinaus können Hausärztinnen bzw. Hausärzte eine erste Anlaufstelle sein. Im Zweifelsfall sollte man auch nicht zögern, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zuletzt können auch Angehörige von Alkoholkranken Zuflucht in Selbsthilfegruppen sowie gegebenenfalls Ehe- und Familienberatungsstellen suchen.
Das Problem ansprechen Die Entscheidung, weniger zu trinken oder sich professionelle Hilfe zu holen, kann Menschen mit Alkoholsucht nicht abgenommen werden – so gerne man dies als nahestehende Person auch tun würde. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der oder die Betroffene das Problem überhaupt erst erkennt. Wenn Angehörige der betroffenen Person beispielsweise ständig „aus der Patsche“ helfen, sie dabei unterstützen, ihr Trinkverhalten zu verheimlichen, oder für sie Ausreden erfinden, ist das eher kontraproduktiv. Vielmehr müssen die Betroffenen Situationen sowie die damit verbundenen Konsequenzen durchleben, um zu erkennen, dass ihr Alkoholkonsum problematisch ist. Weiterhin sollte man darauf achten, dass man klare Grenzen setzt. Trotzdem kann man Unterstützung und Hilfe anbieten. Außerdem bietet es sich an, den Betroffenen in einem Gespräch mit der Problematik zu konfrontieren. Dabei kann es hilfreich sein, sich in die andere Person hineinzuversetzen und Verständnis für seine Sichtweise zu zeigen. Vorwürfe und persönliche Beleidigungen (z. B. „Alkoholiker“) sind fehl am Platz. Vielmehr sollte man sein Anliegen an konkreten Beobachtungen festmachen. Ein möglicher Gesprächseinstieg könnte beispielsweise so aussehen: „Mit ist aufgefallen, dass Du nach der Arbeit oft gestresst bist und wir wegen Kleinigkeiten streiten. Ich frage mich, woran das liegt. Was denkst Du?“ Im Anschluss daran sollte man der Person gut zuhören und sie nicht unterbrechen. Wenn sie nicht selbst auf das Problem mit dem Alkohol zu sprechen kommt, kann man noch einmal gezielt darauf ansprechen. Beispielsweise so: „Hast Du schon einmal über Deinen Alkoholkonsum nachgedacht? Ich mache mir deshalb Sorgen.“ Zum Abschluss des Gespräches kann man seine Unterstützung anbieten und die betroffene Person dazu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Anzeichen erkennen
Von einer Alkoholabhängigkeit muss man dann ausgehen, wenn innerhalb des vergangenen Jahres mindestens drei der folgenden Kriterien entweder einen Monat lang zusammen bestanden haben oder mehrfach nebeneinander aufgetreten sind:
- Starkes Verlangen oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren
- Entwicklung einer Toleranz: Um die gleiche Wirkung zu erzielen, sind zunehmend größere Mengen Alkohol nötig
- Anhaltender Alkoholkonsum, obwohl bereits körperliche oder psychische Folgen festgestellt wurden
- Schwierigkeiten, den Beginn, die Beendigung und die Menge des Alkoholkonsums unter Kontrolle zu bekommen
- Körperliche Entzugs- symptome (z. B. Zittern, Unruhe , Schwitzen), wenn kein bzw. weniger Alkohol getrunken wird
- Fortschreitende Vernach- lässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums
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