Donnerstag, 28. März

Neues aus der Wissenschaft

Warum Stress-Abbau dem Gehirn hilft

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Stress lass nach: Ständig unter Volldampf zu sein, scheint dem Gehirn zu schaden. Zu dem Ergebnis kamen jetzt zumindest Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston. „Unsere Forschung entdeckte Gedächtnisverlust und Gehirnschwund bei Menschen im mittleren Alter, bevor Symptome auftraten. Daher ist es für die Menschen wichtig, Wege zu finden, um Stress abzubauen, beispielsweise genug Schlaf zu bekommen, sich moderat zu bewegen und Entspannungstechniken in ihren Alltag zu integrieren“, sagte Studienautor Justin B. Echouffo-Tcheugui.

Dauerstress belastet Körper und Geist

Dass jeder ab und an gestresst ist, ist nicht ungewöhnlich. Und dass sich die Dauerbelastung negativ auf Körper und Geist auswirken kann, ist für Mediziner nicht von der Hand zu weisen – von Schlafstörungen, Müdigkeit und Gereiztheit über Appetitlosigkeit und Libidoverlust bis zu einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-und gastrointestinalen Erkrankungen und Diabetes.

Cortisol im Mittelpunkt der Studie

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Die Forscher von Harvard wollten nun aber wissen, ob Stress auch das Gehirn beeinflusst. Ihr Augenmerk legten sie dabei auf Männer und Frauen mittleren Alters und auf deren Cortisolspiegel. Das Hormon, das von den Nebennieren produziert wird, ist für den Körper wichtig, um auf Stress reagieren zu können. Cortisol kann auch helfen, Entzündungen zu reduzieren, Blutzucker und Blutdruck zu kontrollieren, den Stoffwechsel zu regulieren und bei der Immunantwort zu unterstützen. Ein hoher Cortisolspiegel kann durch Stress, medizinische Bedingungen oder Medikamente entstehen.

2.231 Probanden wurden untersucht

Und genau den nahmen die Forscher unter die Lupe. Insgesamt nahmen 2.231 Probanden im Durchschnittsalter von 49 Jahren an der Studie teil. Zu Beginn gaben sie eine Blutprobe ab, die am Morgen nach einer Fastenzeit entnommen wurde. Die Wissenschaftler bestimmten Cortisolspiegel und teilten dann die Teilnehmer in Gruppen mit niedrigem, mittlerem und hohem Gehalt. Gleichzeitig wurden sie psychologisch untersucht und im Hinblick auf ihre Gedächtnis- und Denkfähigkeiten beurteilt. Ihre Fähigkeiten wurden acht Jahre später erneut getestet. 2.018 Teilnehmer unterzogen sich zusätzlich einer MRI-Untersuchung, um das Gehirnvolumen zu messen.

Hoher Cortisolspiegel wirkt sich auf Gedächtnis- und Denkfähigkeit aus

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Nach der Anpassung an Alter, Geschlecht, Rauchen und Body-Mass-Index stellten die Forscher fest: Menschen mit einem hohen Cortisol-Gehalt schnitten bei den Tests zur Gedächtnis- und Denkfähigkeit schlechter ab, im Vergleich zu Probanden mit einem normalen Spiegel. Wenn viel Cortisol im Blut war, war auch das Gesamtvolumen des Gehirns geringer. Allerdings wurden im Umkehrschluss keine Verbindung zwischen einem niedrigen Cortisolspiegel und Gedächtnis oder Gehirngröße gefunden.

Neben Stress-Abbau empfiehlt Echouffo-Tcheugui den Arzt nach dem eigenen Cortisolspiegel zu befragen und gegebenenfalls ein Cortisol-reduzierendes Medikament einzunehmen. Allerdings hat die Studie eine wesentliche Einschränkung: Der Cortisolspiegel im Blut wurde nur einmal gemessen und stellt möglicherweise keine langfristige Hormonbelastung dar.

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