Grillen gehört zum Sommer wie die Sonnencreme und der Freibadbesuch. Zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, zwischen Görlitz und Aachen ziehen verheißungsvolle Duftwolken von frisch gegrillten Köstlichkeiten durch die Wohnviertel, Stadtparks und Naherholungsgebiete. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie gesund grillen für einen Genuss ohne Reue.
Gesund grillen – ein Widerspruch?
Gesund grillen – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Immer wieder liest man Artikel darüber, wie gesundheitsgefährdend Grillen sei. „So schlimm ist Grillen für Ihre Gesundheit“, prangt es zum Beispiel auf der Internetseite welt.de, und die Wochenzeitung DIE ZEIT sorgt sich in einer Schlagzeile: „Grillt sich Deutschland krank?“ Die Warnhinweise sind nicht aus der Luft gegriffen: Es gibt ein gewisses gesundheitliches Risiko. Im Mittelpunkt der Bedenken stehen fast immer potenziell krebserregende Stoffe vor allem durch den häufigen Verzehr von gegrilltem Fleisch (Darmkrebs, Prostatakrebs).
Achtung: übermäßiger Fleischverzehr ist ein Problem
Die allgemeine Regel, dass man sich beim Fleischkonsum zurückhalten sollte, wird natürlich nicht dadurch aufgehoben, dass man das Fleisch auf den Grill legt. Übermäßiger Fleischverzehr an sich ist daher das wesentliche Problem, weniger das Grillen. Wenn man beim Grill ein paar entscheidende Punkte beachtet, dann ist gesundes Grillen absolut möglich. Diese Punkte betreffen die Hardware, also den verwendeten Grill, die Technik, also wie gegrillt wird, sowie das Grillgut, also das, was auf den Grill gelegt und anschließend gegessen wird.
Die Hardware
Wer sich einen Grill anschaffen will, kann aus dem Vollen schöpfen. Vom billigen Campinggrill für unter zehn bis zum High-End-Gasgrill für über 4.000 Euro reicht die Auswahl. Auch bei der Größe gibt es gewaltige Unterschiede: von wenig größer als eine Wokpfanne bis zum Smoker in der Größe eines Kleinwagens. Am weitesten verbreitet sind in Deutschland die Holzkohle-Grills, die in 16 Millionen Haushalten stehen. Ihr Vorteil besteht darin, dass man sie gut transportieren und zum Beispiel mit zum See oder in den Park nehmen kann. An Platz 2, aber mit weitem Abstand, stehen Elektro-Grills (6,5 Millionen), deren Beliebtheit stark ansteigt. Gas-Grills folgen mit 3,2 Millionen. Jeder Grill hat Vor- und Nachteile, und zahlreiche Grillfreunde haben deshalb auch mehr als einen.
Experten-Tipp
„Die Bratwurst grillen kann man auch mit einem günstigen Grill. Wer aber mehr machen und öfter grillen möchte, dem würde ich auf jeden Fall einen hochwertigen Grill mit langer Lebensdauer empfehlen. Ob Holzkohle, Elektro- oder Gas-Grill, ist zum Teil Geschmacksache. Ich selbst bevorzuge den Gasgrill – geht einfach, ist pflegeleicht und sehr gut zu reinigen“, sagt Grill-Experte Bernd Orth. Er ist Mitglied bei der German Barbecue Association e.V. und hält Vorträge rund um das Thema Grillen und Barbecue.
Auf Qualität achten
Wichtig bei der Anschaffung eines Grills ist für Orth die Qualität des Produkts. „Es gibt große Qualitätsunterschiede bei den Grills, etwa bei der Wandstärke des Materials, was sich natürlich auch im Preis niederschlägt“, sagt er und rät dazu, von Billigprodukten die Finger zu lassen. Nicht nur aus ökologischen (Wegwerf-Produkte), sondern auch aus Sicherheitsgründen: Ein billiger Campinggrill hat einfach nicht die Stabilität und kann leicht umkippen. Außerdem hält er nicht lang. Dagegen macht ein qualitativ hochwertiger Grill jahrelang Freude.
Die Technik
Wenn es ums Grillen selbst geht, erfordert der Holzkohlegrill am meisten Aufmerksamkeit. Hier sollte man vor allem darauf achten, dass die Holzkohle oder die Grillbriketts einen möglichst geringen Anteil an Holzstaub enthalten. Denn: Je mehr Holzstaub, desto größer die Rauchentwicklung. Beim Kauf sollte man daher darauf achten, dass die Packungen die Umweltzertifikate FSC oder PEFC enthalten.
Kleine Helfer
Damit Holzkohle und Briketts vernünftig brennen, gibt es spezielle Anzündhilfen wie einen Grillfön oder einen elektrischen Heizstab, den man in die Briketts steckt, oder sogenannte Grillstarter-Briketts. Auf keinen Fall sollte man hier mit Spiritus nachhelfen „Das kann zu schweren Verletzungen führen“, warnt Experte Orth. Wichtig ist auch, das Grillgut erst dann auf den Rost zu legen, wenn die Holzkohle oder die Grillbriketts nicht mehr brennen, sondern nur noch glühen.
Aluschalen? Nein, danke
Auch oft diskutiert: Aluschalen ja oder nein? Grill-Experte Orth hat dazu eine klare Meinung: „Von Aluminium beim Grillen halte ich gar nichts. Das ist umweltschädlich und gesundheitsgefährdend, da das Aluminium unter Hitzeeinwirkung winzig kleine Partikel an das Grillgut abgibt und wir dies dann mitessen. Statt Aluschalen sollte man spezielle Produkte aus Edelstahl verwenden, die kann man spülen und immer wieder benutzen.“ Und was ist mit den beliebten Folienkartoffeln oder mit Fisch, der in Folie gepackt auf den Grill kommt? Auch hier rät Orth, auf Aluminium zu verzichten und spezielle Schalen aus Edelstahl zu verwenden.
Das Grillgut
Wenn wir über gesundes Grillen sprechen, dann müssen wir natürlich auch und vor allem darüber sprechen, was auf den Grill kommt, also was gegessen wird. Wenig überraschend ist, dass ohne Würstchen, Steak und Bauchfleisch wenig geht. Aber: Immer mehr Grillfreunde entdecken, dass auch Gemüse und Fleischersatzprodukte, ja sogar Obst auf dem Grill eine prima Ergänzung oder sogar eine Alternative sind.
Tipps für Fleischfreunde
- Legen Sie kein gepökeltes Fleisch auf den Grill. Aus dem Nitrit entstehen unter Hitzeeinwirkung Nitrosamine, welche stark im Verdacht stehen, Krebs zu verursachen.
- Das Fleisch vor dem Grill nicht pfeffern, da Pfeffer verbrennt und das Fleisch dann bitter schmeckt.
- Gerade unter Gesundheitsaspekten sollten Sie hochwertiges Fleisch verwenden, am besten vom Metzger, der Ihnen über die Herkunft seiner Erzeugnisse Auskunft geben kann. Die Devise sollte lauten: Lieber weniger Fleisch, dafür von erstklassiger Qualität.
Leckere Alternativen
Versuchen Sie doch einfach mal was anderes: Neben Maiskolben schmecken zum Beispiel Champignons, Kartoffeln, Zwiebeln, Fenchel, Paprika, Zucchini oder Auberginen sehr gut – ob als Hauptgericht oder als Beilage. Sogar Wassermelonen können Sie auf den Grillen legen. Seien Sie neugierig und kreativ. Probieren geht über Studieren!
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