Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von Schuppenflechte betroffen, etwa die Hälfte leidet unter einer mittelschweren bis schweren Form. Grundsätzlich kann sie in jedem Alter auftreten. Die meisten Betroffenen erkranken vor dem 40. Lebensjahr, besonders viele im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Aus Anlass des heutigen Welt-Psoriasis-Tages soll es heute darum gehen, auf die in ihrer Komplexität noch wenig bekannte Krankheit aufmerksam zu machen.
Differenziertes Krankheitsbild
Was der Volksmund als Schuppenflechte kennt, nennt der Mediziner Psoriasis – so kompliziert der Name, so differenziert ist das Krankheitsbild. Denn in der Wissenschaft hat sich die Erkenntnis längst durchgesetzt, dass die Psoriasis keine reine Erkrankung der Haut ist. Die glänzenden, silbrig-weißen Schuppen und häufig auch juckenden Hautareale, die am ganzen Körper auftreten können, sind nur das äußere Zeichen von komplexen inneren entzündlichen Vorgängen. „Ich rede deshalb nur noch von der „Psoriasis-Krankheit“ und möchte damit ausdrücken, dass es immer eine Erkrankung der Haut, Knochen/Gelenke und Gefäße ist“, sagt Prof. Ulrich Mrowietz vom Psoriasis-Zentrum Kiel am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Geringere Lebenserwartung
Neueste Studien zeigen beispielsweise, dass alle Menschen mit Psoriasis auch eine Gefäßentzündung haben. Belegt wird das durch kardiologische Daten: Gefäßentzündungen führen danach zu Atherosklerose und damit zum Herzinfarkt und Schlaganfall. „Wer an Schuppenflechte leidet, hat aufgrund der Gefäßentzündungen ohne Behandlung eine um durchschnittlich fünf bis sechs Jahre geringere Lebenserwartung“, sagt Prof. Mrowietz.
Chronische Entzündungen
Bekannte Risikofaktoren für Psoriasis sind krankhaftes Übergewicht und Tabakrauchen. Darüber hinaus können bei einer Schuppenflechte neben der bekannten Psoriasis-Arthritis zahlreiche Begleiterkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Bluthochdruck, nicht-alkoholische Fettleber, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Augenentzündungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen auftreten. Die Zusammenhänge sind sehr komplex und zurzeit wissenschaftlich nicht komplett geklärt. Im Mittelpunkt stehen chronische Entzündungsvorgänge, die sich gegenseitig befeuern können. Um eine „Psoriasis-Krankheit“ zu managen, müssen deshalb häufig Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen hinzugezogen werden. „Der Dermatologe sollte dabei die zentrale Anlaufstelle sein, bei der die Fäden zusammenlaufen“, sagt Prof. Mrowietz.
Effektive Medikamente
Die gute Nachricht für alle Patienten ist allerdings, dass heute eine ganze Reihe von sehr effektiven Medikamenten zur Verfügung steht. Neben den äußerlich anzuwendenden Präparaten zum Auftragen auf die Haut gibt es zurzeit allein 31 innerlich wirkende Therapien, zu denen auch Biologika und Biosimilars zählen: Betroffene können sich im Zweifel in der Apotheke beraten lassen oder sich an einen spezialisierten Hautarzt wenden. Professor Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ist überzeugt, dass angesichts der vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten für jeden Patienten die passende Therapie gefunden werden kann. Bei gut eingestellter Psoriasis können mögliche Begleiterkrankungen häufig gleich erfolgreich mit behandelt werden. „Heute ist eine Reduktion der für die Erkrankung charakteristischen roten und stark schuppenden Plaques um über 90 Prozent möglich. Daran muss sich eine moderne Psoriasis-Therapie messen lassen“, ist der Experte überzeugt.
Selbsthilfe-Angebote nutzen
Marius Grosser, Geschäftsführer des Deutschen Psoriasis Bundes e.V., lädt Menschen mit Psoriasis dazu ein, der Patientenselbsthilfe beizutreten. Denn: „Unsere Mitglieder sind besser informiert.“ In der sogenannten PsoPlus-Studie konnte nachgewiesen werden, dass nach den ersten zwölf Monaten Mitgliedschaft im DPB die Lebensqualität der Befragten und ihre jeweils subjektive Einschätzung des Therapienutzens deutlich gestiegen waren. Das unterstreicht die Bedeutung der Selbsthilfe als wichtigen Partner der behandelnden Ärzte.
Geht es Ihnen gut? Ihre Guten Tag Apotheke hilft Ihnen gerne weiter und berät Sie kompetent zu allen Gesundheitsfragen rund um Ihr persönliches Wohlergehen. Bei Bedarf lotst Sie der Apotheken-Finder zur richtigen Adresse ganz in Ihrer Nähe. Für Patienten finden gibt es ein Netzwerk von Hautärzten, die sich auf eine leitliniengerechte Versorgung der Schuppenflechte spezialisiert und verpflichtet haben.