Zu kleine Schrift, zu kompliziert und wenn man ihn einmal aufgefaltet hat, bekommt man ihn nicht mehr zurück in die Verpackung: Der Beipackzettel von Medikamenten – auch Packungsbeilage oder Gebrauchsinformation genannt – wird von vielen Patienten nicht gelesen. Dabei kann er Informationen zu vielen Fragen liefern, die vor der Medikamenteneinnahme wichtig sein können.
Dass Beipackzettel für den Patienten oft schwer verständlich sind, ist auch der EU-Kommission aufgefallen, die in einem Prüfbericht 2017 feststellte, dass die verwendete Sprache häufig zu kompliziert ist. Darüber hinaus ist auch die Gestaltung wenig nutzerfreundlich. Manche Patienten legen deshalb den Zettel ungelesen zur Seite und vertrauen darauf, dass die Erläuterungen vom Arzt oder Apotheker ausreichen. Aber ist das wirklich immer der Fall? In der Arztpraxis oder in der Apotheke können in der Kürze der Zeit nicht immer alle Informationen zur Einnahme des Medikaments vermittelt werden. Oft kommt es auch vor, dass man die Hälfte der Informationen daheim schon wieder vergessen hat. „Wie war das noch, soll ich die Tropfen vor oder nach dem Essen einnehmen?“ „Was hatte die freundliche Apothekerin noch zu den möglichen Nebenwirkungen gesagt?“ „Wenn ich mal vergessen habe, die Tabletten einzunehmen, soll ich dann beim nächsten Mal die doppelte Dosis nehmen?“ Nur drei typische Fragen, die sich einem stellen, wenn man wieder zu Hause ist. Die Antworten darauf findet man im Beipackzettel. Generell ist ein Blick in den Beipackzettel sinnvoll, ganz gleich, ob es sich um ein rezeptfreies oder ein verschriebenes Medikament handelt. Der Beipackzettel enthält relevante Informationen, die von der richtigen Einnahme über Nebenwirkungen oder Verhalten bei Unverträglichkeiten bis hin zur richtigen Aufbewahrung reichen.
Folgende Angaben enthält der Beipackzettel
Ist das Medikament für Ihre Beschwerden geeignet?
Darf das Medikament bei bestimmten Vorerkrankungen eingenommen werden?
Wie wird das Medikament richtig eingenommen?
Dürfen Sie nach der Medikamenteneinnahme Auto fahren oder Alkohol trinken?
Wie verträgt sich das Medikament mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln?
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Bei welchen Nebenwirkungen sollten Sie Ihren Arzt kontaktieren?
Wie bewahren Sie das Medikament richtig auf?
Was bedeutet was?
Manche Formulierungen im Beipackzettel können mehr Fragen aufwerfen, als Klärung bringen. Was bedeutet zum Beispiel „Gegenanzeige“? Wie häufig muss eine Nebenwirkung auftreten, damit sie als häufig gilt? Welcher Zeitraum ist bei der Formulierung „vor dem Essen“ gemeint? Um den Beipackzettel besser zu verstehen, bietet die Stiftung Gesundheitswissen auf ihrem Gesundheitsportal eine Übersetzungshilfe zum Downloaden und Ausdrucken an. Wenn Sie daran interessiert sind, gehen Sie einfach auf die Seite www.gesundheitswissen.de und geben Sie dann das Suchwort „Beipackzettel Übersetzungshilfe“ ein. Wussten Sie schon… dass jeder Beipackzettel einen Lesbarkeitstest bestehen muss, bevor er von der zuständigen Behörde (z.B. vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – BfArM) genehmigt wird? Dazu wird der Beipackzettel Menschen verschiedener Altersgruppen und Bildungsschichten beiderlei Geschlechts vorgelegt. Mindestens 90 Prozent der Probanden müssen auf Nachfrage die jeweiligen Informationen in der Packungsbeilage finden und von diesen wiederum 90 Prozent diese Informationen auch verstehen. Die Packungsbeilage muss so lange angepasst und der Lesbarkeits-Test so oft wiederholt werden, bis die Prüfungskriterien erfüllt sind.
Die Übersetzungshilfe kann sehr nützlich sein und verschafft dem Leser so manches Aha-Erlebnis. Ein Beispiel: Arzneimittel können auf unterschiedliche Art und Weise angewendet werden. Im Beipackzettel finden Sie genauere Hinweise zur Anwendung, etwa „Die Tabletten/Kapseln werden unzerkaut mit einem Glas Wasser eingenommen“ oder „Die Zäpfchen werden nach dem Stuhlgang in den After eingeführt“. Bei Arzneimitteln, die geschluckt werden, wird außerdem häufig mit angegeben, ob dies vor oder nach einer Mahlzeit geschehen sollte. Aber was bedeuten die Angaben konkret? Hier die Antwort aus der Übersetzungshilfe der Stiftung Gesundheitswissen:
Nüchtern
Der Magen ist seit mehreren Stunden leer. Dies ist meist morgens nach dem Aufwachen der Fall. Nach der Einnahme sollten Sie weitere 30 bis 60 Minuten nichts essen.
Vor dem Essen
Die Einzeldosis wird 30 bis 60 Minuten vor dem Essen eingenommen.
Während des Essens
Die Einzeldosis wird gleichzeitig mit der Mahlzeit eingenommen.
Nach dem Essen
Die Einzeldosis wird circa zwei Stunden nach der Mahlzeit eingenommen
Übrigens:
Keine Panik, wenn Sie die Packungsbeilage einmal verlegt oder verloren haben. Eine Suche im Internet hilft weiter. Meist bietet der Hersteller des Medikaments den Beipackzettel auf seiner Website zum Download an. Daneben gibt es zahlreiche Internetseiten wie etwa www.beipackzettel.de, auf der Sie den Beipackzettel zu Ihrem Medikament finden können.
Apotheken- Service
Kurzvideos erhöhen die Verständlichkeit Aus den Niederlanden kommt ein weiterer Service, der auch von immer mehr Apotheken in Deutschland angeboten wird: kurze, animierte Filme, in denen in verständlicher Sprache die wichtigsten Informationen aus dem Beipackzettel eines Medikaments vermittelt werden. In den Niederlanden bietet inzwischen fast jede stationäre Apotheke diesen Service „Apoclip“ an. Zu den ersten Apotheken, die diesen Service in Deutschland anbieten, gehört die Rathaus-Apotheke in Sankt Augustin. Nach Ansicht von Apotheker Florian Wehrenpfennig bieten diese kurzen Clips vielen Patienten einen echten Mehrwert und eine gute Hilfe bei der Einnahme der Medikamente. Diesen Service bieten übrigens ausschließlich stationäre Apotheken an, Patienten bekommen dazu von ihrer Apotheke vor Ort ein Kärtchen mit einem QR-Code, der ihnen den Zugang zu der entsprechenden Internet-Seite ermöglicht. Auch ein Zugang per E-Mail ist möglich. Neben deutsch ist der Service derzeit auch in türkischer Sprache möglich. Erfahrungen aus den Niederlanden haben gezeigt, dass durch die Videos die korrekte Einnahme der Medikamente erheblich gestiegen ist, was letzten Endes sogar zu einer Reduzierung der Gesundheitskosten durch weniger Krankenhauseinweisungen geführt hat.
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