Donnerstag, 25. April

Neues aus der Wissenschaft

Vernachlässigung im Kindesalter prägt Hirnentwicklung

©JenkoAtaman/stock.adobe.com

So wenig wie Elefanten vergessen, so sehr scheint sich Vernachlässigung im Kindesalter prägend auf die Gehirn-Entwicklung auszuwirken. Erwachsene, die als Kinder aus rumänischen Heimen adoptiert wurden, haben kleinere Gehirne als Adoptierte, die keine vergleichbare Vernachlässigung im Kindesalter erfahren haben. Je länger die Vernachlässigung im Heim stattfand, desto weniger Gehirnmasse lag im Erwachsenenalter vor. Zu dem Schluss kommen Forscher unter Federführung des King’s College London und beteiligter Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum.

Mit jedem Monat kleiner

Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersuchten die Forscher das Gehirnvolumen von 67 Erwachsenen im Alter zwischen 23 und 28 Jahren, die in rumänischen Kinderheimen aufgewachsen waren. Dort waren sie stark vernachlässigt worden, bevor sie von englischen Familien adoptiert wurden. Verglichen wurden die Daten mit denen von 21 englischen Adoptierten ohne Heimerfahrung.

Geringerer IQ, mehr ADHS

Die Gehirne der rumänischen Adoptierten waren durchschnittlich 8,6 Prozent kleiner als die der Kontrollgruppe. Je länger die Heimerfahrung war, desto kleiner war auch das Gehirnvolumen: Jeder zusätzliche Monat in der Institution ließ das Gehirn um drei Kubikzentimeter schrumpfen, was 0,27 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Diese Veränderungen gingen mit einem verminderten IQ und vermehrten ADHS-Symptomen einher.

Drei Hirnregionen verändert

Die Forscher schlossen aus, dass das verminderte Volumen mit dem Ernährungszustand, der Körpergröße oder einer genetischen Prädisposition für ein kleineres Gehirn zusammenhing. Die Veränderungen traten vor allem in drei Hirnregionen zutage, die wichtig für Organisation, Motivation, das Integrieren von Informationen und das Gedächtnis sind.

Zeichen für Anpassung

Eine Hirnregion, der rechte inferiore Temporallappen, war bei rumänischen Erwachsenen allerdings größer als bei der Kontrollgruppe, was mit verminderten ADHS-Symptomen einherging. Den Forschern zufolge ein Zeichen für eine Anpassung, die die negativen Folgen der Vernachlässigung anteilig kompensieren kann. Solche Effekte könnten auch erklären, warum manche Individuen weniger von der Vernachlässigung betroffen zu sein scheinen als andere.

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