Donnerstag, 21. November

Unruhe bei Demenz

Nicht immer sind Medikamente die beste Option

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Kanadische Forscher haben herausgefunden, dass sich eine demenziell bedingte Unruhe ohne Medikamente besser behandeln lässt: Die Wissenschaftler des kanadischen Li Ka Shing Knowledge Institute in Toronto kamen nach der Auswertung von 163 Erhebungen zu dem Ergebnis, dass Therapien ohne Medikamente wie eine Musiktherapie in Kombination mit Massagen und Berührungstherapie besser geeignet seien, um Aggressivität und Unruhe bei erwachsenen Demenz-Patienten zu lindern.

Hohe Risiken, viele Probleme

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In der bisherigen Praxis werden demenziell Erkrankten nach den Erkenntnissen der Forscher zahlreiche Medikamente verschrieben. Bei der vergleichenden Untersuchung, bei der auch Forscher des St. Michael’s Hospital-Unity Health Toronto mitwirkten, wurden die Ergebnisse von 163 veröffentlichten randomisierten und kontrollierten Studien mit Blick auf die Wirksamkeit verschiedener Ansätze zur Behandlung von Aggressivität und Unruhe überprüft. Dabei wurde die Wirksamkeit der klassischen Medikamente zwar bestätigt: Jedoch empfahlen die kanadischen Forscher, dass den ebenso wirksamen nicht-pharmakologischen Ansätzen Vorrang gegeben werden sollte.

Medikamente oft ohne Wirkung

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Eine Auffassung, die auch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAG) vertritt. Ellen Nickel, Beraterin am Alzheimer-Telefon der DAG, sagt: „Wenn Unruhe- und Angstzustände bei Menschen mit Demenz auftreten, setzen Angehörige wie Pflegekräfte oft große Hoffnung in eine medikamentöse Behandlung. Obwohl Medikamente in einigen Fällen Angst- und Unruhezustände tatsächlich zu lindern vermögen, haben sie doch häufig unerwünschte Nebenwirkungen.“ So könnten die Auffassungsgabe, die Konzentration sowie das Sprachverständnis und das Ausdrucksvermögen Demenzkranker beeinträchtigt und außerdem Muskelsteifigkeit, Muskelschwäche, Antriebslosigkeit und Schläfrigkeit ausgelöst werden. Damit ist nicht selten auch ein erhöhtes Sturzrisiko verbunden. Oft zeigen diese Medikamente auch gar keine oder eine gegenteilige Wirkung bei Menschen mit Demenz.

Alzheimer-Telefon informiert

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Am Alzheimer-Telefon werden Angehörige deshalb einerseits über die möglichen Nebenwirkungen beruhigender Medikamente informiert, ganz besonders aber über nicht-medikamentöse Alternativen. „Wichtig ist, dass Angehörige und Pflegekräfte im Heim an einem Tisch zusammenkommen, um ohne gegenseitige Vorwürfe gemeinsam nach guten Lösungen für alle Beteiligten zu suchen. Fallbesprechungen mit Angehörigen, Pflegenden, Betreuungskräften und eventuell Ergo- oder Physiotherapeuten können sehr hilfreich sein“, so Nickel.

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Ihre Guten Tag Apotheke hilft Ihnen gerne weiter und berät Sie kompetent bei allen Gesundheitsfragen: Bei Bedarf lotst Sie der Apotheken-Finder zur richtigen Adresse ganz in Ihrer Nähe. Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist unter der Telefonnummer 030/2 59 37 95 14 montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr erreichbar: Mittwochs von 10 bis 12 Uhr wird zusätzlich Beratung in türkischer Sprache angeboten.