Donnerstag, 21. November

Neues aus der Wissenschaft

Haarausfall: ein Osteoporose-Medikament soll mehr Haar schenken

80 Prozent der Männer trifft es im Laufe ihres Lebens – androgenetischer Haarausfall, der erblich bedingt ist. Aber auch Frauen bleiben nicht verschont: Fast jede zweite verliert nach der Menopause Haare. Forscher am Zentrum für Dermatologieforschung der University of Manchester fanden jetzt Verblüffendes heraus: Ein Medikament gegen Osteoporose hat einen extrem stimulierenden Effekt auf menschliche Haarfollikel. Die Wissenschaftler setzen nun ihre Hoffnung darauf, dass das Medikament die Kopfhaare wieder regeneriert.

Bislang keine medikamentöse Abhilfe bei Haarausfall

Haarausfall kann laut verschiedenen Studien psychische Folgen nach sich ziehen. Viele Betroffene fühlen sich durch den kahlen Kopf zum Beispiel weniger selbstbewusst und sind gehemmter im Umgang mit anderen. Eine wirkliche Abhilfe gibt es bislang allerdings nicht, oft bleibt dann nur die Haartransplantation. Deshalb verfolgten Dr. Nathan Hawkshaw und seinen Kollegen das Ziel, neue gut verträgliche Wirkstoffe zu entwickeln, um den Haarwuchs bei androgenetischer Alopezie zu fördern.

Wirkstoff WAY-316606 heißt der Hoffnungsträger bei Haarausfall

Dafür war Detektivarbeit notwendig. Die Forscher bemerkten, dass Cyclosporin A (CsA), ein Medikament, das Transplantatabstoßung und Autoimmunkrankheiten unterdrückt, Haare sprießen lässt, unerwünscht allerdings. Warum? Weil CsA die Ausbreitung von SFRP1 reduziere, einem Protein, das die Entwicklung und das Wachstum vieler Gewebe, einschließlich Haarfollikel, hemmt. Soweit so gut. Der Haken bei CsA sind manchmal schwere Nebenwirkungen. Dr. Nathan Hawkshaw entdeckte, das WAY-316606 genauso auf das SFRP1-Protein wirkt wie CsA. Bei WAY-316606 handelt es sich um einen Wirkstoff, der ursprünglich entwickelt wurde, um Osteoporose zu behandeln.

Ein Wirkstoff, der viel für Haarausfall-Betroffene verändern könnte

Für Dr. Hawkshaw ist die Studie klinisch relevant, weil das Team die WAY-316606-Wirkung an gespendeten Haarfollikeln getestet hat, nicht wie oft üblich an Zellkulturen. „Die Tatsache, dass dieser neue Wirkstoff, der noch nie in einem Haarausfall-Kontext in Betracht gezogen wurde, das Wachstum von menschlichem Haar fördert, ist aufregend wegen seines translationalen Potenzials: Er könnte eines Tages das Leben von Menschen, die an Haarausfall leiden, wirklich verändern“, ist der Studienleiter überzeugt. Auch wenn bis dahin noch weitere Studien notwendig sein werden.

Die Ergebnisse der Studie veröffentlichte das Forschungsteam im Public Library of Science Biology.