Donnerstag, 28. März

Ernährung

Heißhunger auf Pommes & Co.? Die Muttermilch macht‘s

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Yammi: Pommes, Chips, Sahnetorte oder Schokoriegel. Einmal angefangen, fällt es schwer, die Finger davon zu lassen. Auch wenn wir doch eigentlich genau wissen, dass diese Lebensmittel in die Kategorie „ungesund“ gehören. Warum können wir uns dann manches Mal so schlecht beherrschen? Es liegt an der Muttermilch und am Belohnungszentrum im Gehirn. Zumindest haben Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für Stoffwechselforschung in Köln dafür diese wissenschaftliche Erklärung gefunden.

Muttermilch – eine Kombi aus Fetten und Kohlenhydraten

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Fettiges und kohlenhydratreiches Essen: Jedes für sich genommen aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn – wenn auch über unterschiedliche Signalwege. Kommen Kohlenhydrate und Fette in einem Lebensmittel zusammen, wird dieser Effekt noch verstärkt. In der Natur gibt es keine Nahrungsmittel, die einen hohen Anteil von Fetten und Kohlenhydraten in sich vereinen: Entweder sind sie, wie bei Nüssen, reich an Fetten oder wie bei Kartoffeln oder Getreide reich an Kohlenhydraten.

Eine Ausnahme ist Muttermilch. „Alle Säugetiere kennen Muttermilch“, sagt Forschungsgruppenleiter Marc Tittgemeyer vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, der die Studie in Kooperation mit Forschern der Yale Universität in Connecticut durchgeführt hat, in einer Mitteilung. Er geht davon aus, dass uns die Muttermilch prägt, besonders stark auf Nahrung zu reagieren, die reich an Kohlenhydraten und Fetten ist. Diese Kombination würden wir als besonders belohnend wahrnehmen, „weil dies überlebenswichtig ist“.

Fett- und kohlenhydratreiches Essen aktiviert Hirnareale besonders stark

Die Wissenschaftler wollten wissen, was Menschen essenstechnisch bevorzugen. Um diese Frage zu beantworten, spielten 40 Freiwillige gegen einen Computer um Lebensmittel. Angeboten wurden fett- oder kohlenhydratreiche Nahrung sowie Essen, dass fettig und kohlenhydratreich zugleich ist. Um sich die Speise ihrer Wahl zu erspielen, mussten die Probanden den Computer überbieten. Hierbei wurde die Bereitschaft zum Bezahlen untersucht. Für die Kombination aus Fetten und Kohlenhydraten boten die Probanden das meiste Geld. Für die Studienteilnehmer war es also offenbar am attraktivsten.

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Während des Spielens zeichneten die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden in einem Magnetresonanztomografen auf. Die Messungen ergaben, dass die kombinierten Lebensmittel die Gehirnareale des Belohnungssystems intensiver aktivieren als die anderen. Dieser Befund stimmt mit den Ergebnissen des Spiels überein.

Belohnung ist stärker als Sättigungsgefühl

Ein Belohnungsreiz, der in der Evolution zum Überleben der Menschheit beigetragen hat, wird uns in der heutigen Welt des Überflusses zum Verhängnis. „Wir sind nicht dazu gemacht, ständig Nein zu sagen. Deshalb hören wir meistens nicht auf zu essen, obwohl wir satt sind“, betont Tittgemeyer. Offenbar überlagern die Belohnungssignale das Sättigungsgefühl – Übersättigung und Übergewicht sind die Konsequenzen.

Nährwertgehalt lässt sich schwer schätzen

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Hinzu kommt, dass wir die Nährwerte von fett- und kohlenhydratreichem Essen kaum einschätzen können: Baten die Forscher die Teilnehmer der Studie, den Kaloriengehalt der dargebotenen Lebensmittel zu schätzen, gelang ihnen das bei den fett- oder kohlenhydratreichen Essen relativ genau. Bei der Kombination aus beidem lagen sie dagegen oft daneben. Dabei liefert Essen, das gleichzeitig reich an Fetten und Kohlenhydraten ist, nicht automatisch mehr Kalorien.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Erkenntnisse für die Behandlung von Menschen mit Übergewicht eine wichtige Rolle spielen könnten. Vor allem, wenn aus Essen ein Suchtfaktor wird, ist die Behandlung des Konsumverhaltens von großer Bedeutung und ein grundlegender Schritt aus der Spirale heraus.

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