Ob Mann oder Frau – bei den Infektionsraten zeigt sich den Angaben des Robert Koch-Instituts im Grunde kein Unterschied: Männer und Frauen infizieren sich demnach annähernd gleich häufig mit Coronavirus SARS-CoV-2. Berichten aus Deutschland, Italien und China zufolge ist der Krankheitsverlauf bei Männern im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung allerdings stärker. Wissenschaftlern zufolge ist ein möglicher Grund dafür, dass das Immunsystem von Männern und Frauen verschieden ist.
Forscher: Frauen haben ein robusteres Immunsystem
Warum es bei den Krankheitsverläufen solche Unterschiede gibt, ist noch nicht abschließend geklärt. Aber Frauen scheinen der Wissenschaft nach das robustere und schnellere Immunsystem zu haben. Dadurch werde das Risiko eines schwereren Krankheits-Verlaufs gesenkt. „Männlich zu sein ist genauso ein Risikofaktor für das Coronavirus wie das Alter“, erklärt Dr. Sabra Klein gegenüber der New York Times. Die Wissenschaftlerin untersucht Geschlechtsunterschiede bei Virusinfektionen und Impfreaktionen an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health.
Wenn es darum geht, eine Immunantwort gegen Infektionen aufzubauen, haben Männer ihrer Aussage nach das Nachsehen. „Dies ist ein Muster, das wir bei vielen Virusinfektionen der Atemwege gesehen haben – Männer können schlechtere Wirkungen erzielen“, so Sabra Klein. „Wir haben das bei anderen Viren gesehen. Frauen bekämpfen sie besser“, fügte sie hinzu.
Chromosomen machen einen Unterschied
Denn schon allein, dass Männer ein X- und ein Y-Chromosom haben und Frauen dagegen zwei X-Chromosomen schafft unterschiedliche Voraussetzungen. Die X-Chromosomen sind überwiegend mit Herz-, Hirn- und Immunfunktion beschäftigt, wie die Forscherin Vera Regitz-Zagrosek erklärt, die Y-Chromosomen dagegen mit Sexual-Aufgaben. Nun sei es so, dass ein weibliches Chromosom aus etwa 1500 Genen besteht, ein männliches aus ca. 100. Die Natur habe es nun aber so vorgesehen, dass das zweite X-Chromosom freiwillig stillgelegt werden soll, um einen Ausgleich zu schaffen. Aber: Etwa 15 bis 20 Prozent der Gene auf dem zweiten X-Chromosom entgehen der sogenannten X-Inaktivierung. „Und die bilden einen wichtigen Reservepool für die Frauen“, wie Vera Regitz-Zagrosek in der Sendung alpha beim Bayrischen Rundfunk ausführt.
Verschiedene Sexualhormone
Auch die Sexualhormone machen einen Unterschied. Östrogen stehe eher für regenerative Prozesse und Fürsorge, während Testosteron Wachstum und Aggressivität fördere. Aufgrund unserer Sexualhormone reagieren wir auch anders auf Umwelteinflüsse, ist die Wissenschaftlerin überzeugt. Unter dem Einfluss der Hormone würden unsere Gene zum Beispiel Stress, Rauchen Feinstaub & Co. anders verpacken, so Vera Regitz-Zagrosek. In einer Studie mit dem Sars-Virus von 2002 starben übrigens weibliche Mäuse seltener als männliche. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Forscher das Östrogen in seiner Wirkung blockierten.
Lebensstil
Andere Experten sehen auch im Lebensstil eine wichtige Rolle. Männer würden sich im Schnitt ungesünder ernähren, mehr rauchen und Alkohol trinken. Faktoren, die wiederum das Risiko etwa für Diabetes Typ 2, Bluthochdruck und Herzerkrankungen erhöhen – und das Immunsystem beeinflussen können.
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