Donnerstag, 10. Oktober

Ballaststoffreiche Ernährung als Allergie-Schutzschild

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Deutschland reagiert zunehmend allergisch: Nach neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts leidet rund jeder Dritte im Laufe seines Lebens an einer Allergie. Dabei gehört der als Heuschnupfen bekannte allergische Schnupfen gemeinsam mit Asthma und Neurodermitis zu den häufigsten Beschwerden, unter denen zunehmend auch Kinder und Jugendliche leiden. Forscher vermuten, dass die Ursache für viele Allergien im Darm liegen könnten: Sogenannte kurzkettige Fettsäuren könnten demnach dazu beitragen, Allergien zu therapieren oder zu verhindern, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).

Geringeres Allergie-Risiko

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Zu den kurzkettigen Fettsäuren zählen Essigsäure, Butter- und Propionsäure, die von speziellen Darmbakterien aus ballaststoffreicher Nahrung gewonnen werden. Bei allergischen Kindern zeige sich immer wieder, so die DGAKI, dass es ihnen an den Bakterien, die für die Produktion kurzkettiger Fettsäure notwendig sind, fehle. Schweizer Wissenschaftler untersuchten mehr als 300 Stuhlproben einjähriger Kinder. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren und der Kindes-Ernährung. Kinder mit den höchsten Propionat- und Butyratwerten – den Salzen der kurzkettigen Fettsäuren Propion- und Buttersäure – hatten ein deutlich geringeres Allergierisiko. Es sei deutlich weniger wahrscheinlich, zwischen drei und sechs Jahren an Asthma zu erkranken. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Strategien zur Erhöhung des Spiegels an kurzkettigen Fettsäuren eine neue ernährungsbasierte Präventionsoption für allergische Erkrankungen bei Kindern sein könnten“, schreiben die Schweizer Wissenschaftler in ihrer Studie, die im Fachjournal „Allergy“ veröffentlicht wurde.

Am besten pflanzliche Ballaststoffe

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Als Voraussetzung dafür, dass dem Organismus genügend kurzkettige Fettsäuren zur Verfügung stehen, gilt inzwischen die ausreichende Verfügbarkeit von auf Pflanzen basierenden Ballaststoffen. Ein Problem, da sich in Mitteleuropa eine eher ballaststoffarme Ernährung verbreitet hat. Je höher jedoch die mikrobielle Vielfalt, desto geringer ist das Risiko für allergische Erkrankungen – so fasst der Allergieinformationsdienst des Münchener Helmholtz-Zentrums als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt die Ergebnisse zahlreicher Studien zusammen. Eine Erklärung liefern Untersuchungen australischer Forscher aus Melbourne, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung und Menge der Bakterienstämme im Darm mit dem Immunsystem festgestellt haben. Der Allergieschutz eines ausbalancierten Immunsystems scheint daraus zu erwachsen, dass die kurzkettigen Fettsäuren die Fähigkeit besitzen, die Darmflora positiv zu beeinflussen und ungünstige Zusammensetzungen der Darmbakterien zu korrigieren.

Entscheidende Rolle der T-Zellen

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Dabei regen die Fettsäuren die Produktion sogenannter regulatorischer T-Zellen an, denen bei der Immun-Antwort auf Allergien neuesten Forschungen zufolge eine entscheidende Rolle zukommt. Bei Allergien bringt der Körper das Immunsystem fälschlicherweise in Alarmstellung. Die regulatorischen T-Zellen haben in diesen Fällen ausgleichende Wirkung und führen zur Aufrechterhaltung der Toleranz des Immunsystems gegenüber der Darmflora und zur bakteriellen Darmvielfalt, vermuten Forscher des Zentrums „Allergie und Umwelt“ an der Technischen Universität und am Helmholt-Zentrum München.

Mit Fettsäuren Einfluss nehmen

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Während kurzkettige Fettsäuren die regulatorischen T-Zellen stabilisieren, beruhigen letztere die entzündlichen T-Zellen. Nach Auffassung der Helmholtz-Forscher scheinen neuesten Erkenntnissen zufolge die kurzkettigen Fettsäuren bei der Entzündungshemmung eine Schlüsselrolle zu spielen. Das ist entscheidend beim Schutz vor Asthma. Weltweit laufende Studien zielen darauf ab, die gewonnenen Erkenntnisse therapeutisch nutzbar zu machen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, wie durch Produktion oder Zufuhr bestimmter Fettsäuren das allergische Geschehen beeinflusst werden können. „Denkbar wäre zum Beispiel, die Besiedelung des Darms mit Bakterien zu fördern, die Ballaststoffe verdauen und dafür kurzkettige Fettsäuren produzieren können. Vielleicht könnte man sogar Allergien verhindern, indem man allergiegefährdeten Kindern kurzkettige Fettsäuren zuführt“, erklärt Professor Dr. Harald Renz, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Pathobiochemie und Molekulare Diagnositik am Universitätsklinikum Marburg.

In Tiermodellen Asthma-Schutz nachgewiesen

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Schon jetzt lassen Studien den Schluss zu, dass auch die gezielte Einnahme kurzkettiger Fettsäuren die Darmflora positiv beeinflussen und die Schutzfunktion stärken können. In Tiermodellen wurde bereits nachgewiesen, dass eine solche Nahrungsergänzung vor allergischem Asthma schützt. Forscher des in Potsdam ansässigen Deutschen Instituts für Ernährungsforschung haben bereits belegt, dass die Zufuhr kurzkettiger Fettsäuren ähnlich positive Effekte erbrachte wie der Verzehr von Pflanzenfasern.

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