Naseputzen, Toilettengang, das Streicheln des Hundes oder die Zubereitung rohen Fleisches in der Küche – es gibt viele Wege, mit Keimen in Kontakt zu kommen. Die Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheitserregern. Es braucht gar nicht viel, um sich zu schützen: Gründliches Händewaschen reicht in den meisten Fällen schon aus. Doch in der Praxis scheinen viele unsicher zu sein, „wie viel“ denn nun „gründlich“ ist.
Schutz vor Krankheitserregern
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat vor wenigen Tagen die bundesweite Kampagne #waschwiewalter zum richtigen Waschen der Hände gestartet. „Händewaschen kann Leben retten, es schützt vor Grippe und Darm-Erkrankungen“, so der CDU-Politiker. Nach Auffassung des Bundesgesundheitsministeriums ließe sich jede fünfte Erkältung durch regelmäßiges und richtiges Händewaschen verhindern: Das Risiko einer Durchfall-Erkrankung könne um ein Drittel reduziert werden. Auch der Verbreitung antibiotikaresistenter Krankheitserreger lässt sich nach den Worten der stellvertretenden Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation, Zsuzsanna Jakab, vorbeugen.
98 Prozent waschen nicht richtig – so geht’s
So wichtig das Händewaschen auch ist, einer US-amerikanischen Studie zufolge waschen sich 98 Prozent der Menschen ihre Hände im Alltag nicht richtig. Dazu gehört nach dem Rat der Experten unter anderem, die eingeseiften Hände mindestens 20 Sekunden lang gründlich einzuschäumen. Diese fünf Schritte sind die Basis für gutes Händewaschen:
- Die Hände unter fließendem Wasser anfeuchten, dazu eine angenehme Wassertemperatur wählen. Der Bremer Hygiene- und Umweltmediziner Martin Eikenberg empfiehlt kaltes Wasser, weil es die Haut weniger austrocknet.
- Die Hände rundum mit einer milden, pH-neutralen Flüssigseife einschäumen, da Seifenstücke oft mit Keimen des jeweiligen Vorgängers belastet sind. Beim Einschäumen die Zwischenräume der Finger und die Finger und Nägel nicht vergessen.
- Zeit nehmen: Für das Einseifen sollten mindestens 20 Sekunden Zeit genommen werden – einfach mal mitzählen und es fällt auf, wie lang dieser Zeitraum sein kann. Diese Zeit sollte unbedingt eingehalten werden. Kinder kann es helfen, wenn sie beim Einseifen zweimal Happy Birthday singen – je nach Singtempo sind danach gut 20 Sekunden vorbei. Wer vor dem Einschäumen noch den Wasserhahn abdreht, erweist auch der Umwelt noch einen kleinen Dienst.
- Die gründlich eingeschäumten Hände ebenso sorgfältig unter fließendem Wasser abspülen. Nur so können Keime und Seifenreste wirklich entfernt werden. Das Eintauchen der Hände ins gefüllte Waschbecken sorgt nur für eine Verteilung der Keime, hilft aber nicht bei der Handhygiene.
- Die Hände abschließend sorgfältig abtrocknen: Dafür ein sauberes Handtuch oder Einmaltücher aus Papier verwenden und darauf achten, dass die Hände und Fingerzwischenräume auch wirklich trocken sind. Denn das feuchtwarme Milieu ist der ideale Nährboden für verbliebene Keime. Damit die Haut nicht zu sehr strapaziert wird, sollte als Pflegetipp nach dem Händewaschen eine rückfettende und feuchtigkeitsspendende Handcreme benutzt werden.
Wie oft Händewaschen sinnvoll ist, hängt von den individuellen Alltagsabläufen ab. Der bekannte Merksatz „Nach dem Klo und vor dem Essen, Hände waschen nicht vergessen“ bietet da nur ein Minimalgerüst, das regelmäßige Händewaschen sollte fest in den Tagesablauf eingebunden werden. Auf jeden Fall immer vor und nach Situationen oder Tätigkeiten, bei denen Krankheitserreger übertragen werden können.
Grundsätzlich reicht waschen
Eine zusätzliche Desinfektion nach einer gründlichen Handreinigung ist im privaten Umfeld nicht erforderlich. Bei einem erhöhten Infektionsrisiko kann es nach einer Empfehlung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jedoch ratsam sein, sich nach dem Händewaschen die Hände zu desinfizieren: Menschen, die einem erhöhten Erkrankungsrisiko ausgesetzt sind, wie chronisch Kranke oder Patienten mit einem nicht voll funktionsfähigen Immunsystem, könnten in der Wintersaison vom Gebrauch von Händedesinfektionsmitteln profitieren, sagt Dr. Christine Reichhardt, die als Fachärztin am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Berliner Charité auch wissenschaftliche Mitarbeiterin der „Aktion Saubere Hände“ ist.
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