Dienstag, 16. April

Interview

Chronische Rückenschmerzen? So kommt die Freude am Leben wieder

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Rückenschmerzen haben eine hohe Chronifizierungsrate und schränken die Lebensqualität erheblich ein. Ein Viertel der Frauen und ein Sechstel der Männer in Deutschland haben nach eigenen Angaben in den letzten zwölf Monaten unter chronischen Rückenschmerzen gelitten. Im Interview mit MEIN TAG erläutert Dr. Martin Gessler, einer der Schmerzpioniere Deutschlands, was man unter chronischen Rückenschmerzen versteht und wie sie behandelt werden.

Herr Dr. Gessler, jeder weiß, was Rückenschmerzen sind. Aber was sind chronische Rückenschmerzen?

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Dr. Martin Gessler: Unter chronischen Rückenschmerzen versteht man Schmerzen, die nach Behandlung und Abklingen einer eventuellen Ursache wie Unfall oder Fehlbelastung oder auch ohne erkennbare äußere Ursachen über drei Monate und länger bestehen und so ihre ursprüngliche biologische Schutz- und Warnfunktion verloren haben. Sie warnen aber trotzdem, zum Beispiel vor sozialen oder psychosomatischen Störungen.

Unter welchen Beschwerden leiden die Betroffenen?

Zum einen lokal begrenzt, etwa als Kreuzschmerzen, zum andern auch den ganzen Rücken betreffend – meist mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung und Muskelverspannungen. Es kann dadurch auch zu Schlafstörungen, Erschöpfung und depressiver Reaktion kommen, eventuell auch Angst vor Invalidität und Arbeitsplatzverlust.

Wie sehr beeinträchtigen chronische Rückenschmerzen das Leben der Betroffenen?

Chronische Rückenschmerzen sind mit am häufigsten die Ursache von Arbeitsunfähigkeit und vorzeitiger Berentung, sozialem Abstieg, Rückzug und Partnerkonflikten.

Wie entstehen chronische Rückenschmerzen? Was ist die Ursache? Wie und wieso werden Rückenschmerzen chronisch?

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Rückenschmerz ist ein Sammelbegriff für Schmerzen, die über ganz verschiedene Mechanismen in allen Anteilen des Stütz- und Bindegewebes entstehen können – Wirbelkörper, Bandscheiben, Gelenke, Faszien, Muskeln. Chronifizierung ist die Folge von nicht rechtzeitig oder ungenügend behandelten akuten Schmerzen, falschem Durchhalten oder auch seelischen Belastungen. Durch die ständige Schmerzmeldung ans Gehirn werden dort Veränderungen ausgelöst, die dann sogar ohne den ursprünglichen Auslösemechanismus zur Fortdauer der Schmerzempfindung eventuell mit Verstärkung und Ausbreitung führen können.

Wie sieht die ärztliche beziehungsweise medizinische Therapie bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen aus?

Die Therapie setzt voraus, dass spezifische Ursachen abgeklärt sind. Gemeinsam mit den Patienten werden die Entstehungsmechanismen der chronischen Rückenschmerzen reflektiert. Es werden möglichst kurzzeitig Schmerzmedikamente oder muskelentspannende Medikamente eingesetzt, physikalische Maßnahmen wie Sport und Bewegungstherapie durchgeführt und bei psychosozialen Belastungen oder Störungen psychotherapeutische Einzel- und Gruppentherapien eingeleitet. Der betroffene Patient sollte möglichst rasch wieder die normale körperliche und geistige Aktivität erreichen.

Gibt es eine Chance, von chronischen Rückenschmerzen komplett geheilt zu werden?

Wenn die Möglichkeiten der multimodalen stationären Schmerztherapie konsequent eingesetzt werden und danach auch eine qualifizierte Weiterbetreuung gesichert ist, gibt es eine Chance.

Vorbeugen?
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