Freitag, 19. April

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Büroalltag: Warum Bewegung dem Gehirn gut tut

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E-Mails lesen und beantworten, Kalkulationen erstellen, Präsentationen vorbereiten, telefonieren – Beispiele für Bürotätigkeiten. Aber sie haben alle eins gemeinsam: Meistens sitzen wir dabei. Forscher empfehlen jetzt, alle 30 Minuten aufzustehen und für zwei Minuten herumzuschlendern. Denn nach ihrer Erkenntnis wird das Gehirn dadurch besser durchblutet. Bei anderen getesteten Varianten war es genau umgekehrt.

Ewiges-am-Schreibtisch-sitzen gilt als ungesund

Das stundenlange Sitzen, ohne sich zu bewegen, gilt als ungesund. Verschiedene Studien kommen nämlich zu dem Schluss, dass es Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht fördern kann, die Beine werden zum Beispiel schlechter durchblutet. Ob das ständige Am-Schreibtisch-Hocken allerdings auch bedeutet, dass die Arterien das Gehirn mit weniger Blut versorgen, wurde bislang nicht untersucht. Diesem Szenario widmete sich nun ein Forscherteam um Sophie Carter von der Liverpool John Moores Universität in England.

Verschiedene Szenarien aus dem Büroalltag wurden getestet

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Dafür lud es sich 15 Studienteilnehmer ein, zehn männliche, fünf weibliche. Alle waren gesund und arbeiten im Büro. Sie kamen an drei Tagen ins Labor an der Universität. Sie simulierten jedes Mal, dass sie vier Stunden typischen Aufgaben nachgingen, zum Beispiel am Computer tippen. Sie wurden dabei mit elektrischen Geräten verbunden, zum Beispiel mit Kopfbändern. Sie enthielten Ultraschallsonden, wie die New York Times, berichtet. Mithilfe der Sonden verfolgten die Wissenschaftler bei den Probanden den Blutstrom durch die mittlere Hirnarterie, eines der Hauptgefäße, die das Gehirn mit Blut versorgt. Die Männer und Frauen saßen einmal vier Stunden am Stück, abgesehen von Toilettenpausen, am Schreibtisch. Einmal unterbrachen sie nach zwei Stunden und gingen umher. An einem anderen Tag standen sie alle 30 Minuten auf und bewegten sich für zwei Minuten. Immer in einem Tempo, das für sie angenehm war.

Die Ergebnisse im Überblick

Vier-Stunden-ununterbrochenes-Sitzen verminderte die Durchblutung des Gehirns – gering, aber spürbar. Ähnlich war es bei der Pause nach zwei Stunden. Während des Gehens wurde das Gehirn zwar besser durchblutet, aber kurz danach sank der Blutfluss wieder und nach den vier Stunden war er niedriger als am Anfang. Am besten versorgt, wurde das Gehirn mit der Variante 30 Minuten arbeiten, zwei Minuten bewegen. Dabei stieg die Durchblutung nämlich leicht an.

Die Studie ist zwar nicht repräsentativ, dafür ist sie zu klein und war zeitlich zu begrenzt. Sie ging auch nicht der Frage nach, ob die zurückgehende Durchblutung sich auf die Denkfähigkeit auswirkt. Aber: Die Ergebnisse motivieren, zwischendurch immer mal wieder aufzustehen – oft und kurz. Die Ergebnisse wurden im Journal of Applied Physiology veröffentlicht.

Hintergrund Gehirndurchblutung

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Die Gehirnzellen brauchen den Sauerstoff und die Nährstoffe, die im Blut enthalten sind. Deshalb befördern es Blutgefäße dorthin. Das Gehirn reguliert den Fluss des roten Lebenssafts sehr genau, damit es entsprechend versorgt ist. Schwankungen, darauf deuten Studien bei Menschen und Tieren hin, können sich negativ auf das Denken und das Gedächtnis auswirken. Längerfristige Unregelmäßigkeiten stehen beispielsweise im Verdacht, das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz zu erhöhen.