Vor fünf Jahren brachte Guido Sander fast vier Zentner auf die Waage, viel zu viel für seinen Organismus. Der Niedersachse war körperlich und seelisch am Ende. An diesem Punkt entschied er sich für eine radikale Wende. Er drehte sein komplettes Leben auf links: Ernährung, Beruf, Bewegung – kein Stein blieb auf dem anderen. Niemand ging davon aus, dass es ein Spaziergang werden würde, und es war tatsächlich ein steiniger Weg. Aber Sander hielt durch. Heute läuft er Marathon und sagt, dass es ihm gesundheitlich noch nie so gut ging.
124 Kilogramm in 3 Jahren abnehmen
Herr Sander, im Dezember 2015 brachten Sie 193 Kilogramm auf die Waage. Wie viel wiegen Sie heute?
Aktuell wiege ich 79 Kilogramm. Und das konstant seit vier Jahren.
Sie haben innerhalb von drei Jahren 124 Kilogramm abgenommen. Wie schafft man so was?
Tatsächlich habe ich sogar innerhalb von 17 Monaten 124 Kilogramm abgenommen. Ich wog dann sogar nur 69 Kilogramm, aber das war zu wenig, so dass ich wieder zehn Kilogramm zugenommen hatte. Als ich damals fast vier Zentner wog, ging es mir sehr, sehr schlecht. Ich stand wirklich vor der Entscheidung zwischen Leben oder Tod. Wenn man an diesem Punkt steht, gibt es nur noch schwarz oder weiß. Das macht es auf jeden Fall einfacher. Jedenfalls für mich. Aber ich hatte auch schon immer eine starke Willenskraft und einen unbändigen Kampfgeist.
Sind Sie auch ein gutes Beispiel für gesundes Abnehmen?
Naja, bei mir ging es ja nicht darum, ein paar Kilo zu verlieren. Ich stand vor einer ganz anderen, viel extremeren Herausforderung. Da gelten andere Regeln. Normalerweise wird ja eine langsame Gewichtsreduktion von ein bis zwei Kilogramm im Monat empfohlen. Das war aber für mich keine Option, denn das hätte bei mir einen Zeitraum von über fünf Jahren bedeutet. Diese langsame und „gesunde“ Gewichtsreduktion hätte nicht die lebensbedrohlichen Risiken durch mein enormes Übergewicht aufgewogen. Ganz zu schweigen davon, hätte ich mich nicht fünf Jahre motivieren können. Also bin ich ein gutes Beispiel für gesundes Abnehmen? Gute Frage! Sicher ist, dass dies die für mich einzig mögliche Art und Weise war, um zu dem zu werden, der ich sein wollte. Alles andere hätte nicht funktioniert.
Ein steiniger Weg
Was war das Schwierigste an Ihrem Abnehm-Projekt?
Das Gewicht zu halten nach meiner krassen Diät. Das ist so wie einmal durch die Hölle und zurück. Ab da entscheidet sich Sieg oder Niederlage. Sicherlich nicht bei moderatem Übergewicht. Aber bei 124 Kilogramm Übergewicht hat man im Vorfeld so viel falsch gemacht, dass man danach nicht einfach zu Plan A zurückkehren kann. Aber schlimm würde ich diese Phase nicht nennen. Wenn man das Abnehmen als schwierig, unangenehm oder heftig empfindet, dann wird es nicht funktionieren.
Sie hatten doch auch bestimmt Tiefs und Rückschläge. Wie sind Sie damit umgegangen?
Meine Tiefs oder Rückschläge hatten fast alle äußere Ursachen. Sie kamen am Anfang aus meinem direkten Umfeld, heute über Social Media. Ich stand immer unter Beobachtung. Ob mit fast 200 Kilogramm oder jetzt mit 79 Kilogramm. Mit 193 Kilo machen Sie lieber Witze über sich selbst oder Sie ziehen sich ganz zurück. Emotionalen Selbstschutz!
Als ich dann so viel abgenommen hatte, wurde mir Magensucht unterstellt. Viele meinten, das könne doch nicht gesund sein oder dass ich zu dünn sei. Ja, das sind auch heute noch meine Tiefs und ich empfinde hier eher Kritik statt Fürsorge. Der Sport hat mir hier sehr geholfen.
Sport ist essenzieller Teil
Gutes Stichwort! Sie waren 30 Jahre lang ein absoluter Sportverweigerer. Bei Ihrem Abnehm-Projekt spielte Sport aber eine große Rolle. Auch heute noch sind Sie begeisterter Läufer mit einer Marathonbestzeit von 3:17 Stunden. Erzählen Sie mal, wie das geht: Man kann doch als Vier-Zentner-Mann nicht einfach die Laufschuhe schnüren und loslaufen.
Die Bewegung habe ich zu meiner Diät hinzugenommen, weil ich Kreislaufprobleme bekam. Ich war zeitweise bei nur 500 Tageskalorien. Um den Kreislauf in Schwung zu bekommen, bin ich zuerst schwimmen gegangen. Das war mit 170 Kilogramm. Bei 150 Kilo bin ich aufs Rad gewechselt. Erst mit 93 Kilo, also 100 Kilo weniger und im dreizehnten Monat, bin ich zum Laufen übergegangen. Leider kenne ich stark Übergewichtige, die direkt mit dem Laufen beginnen und damit das Gewicht reduzieren wollen. Da kann man nur hoffen, dass das Herzkreislaufsystem das mitmacht, vom Bewegungsapparat ganz abgesehen.
Muss denn jeder ein Marathonläufer werden?
Nein, natürlich nicht. Mir macht Marathon-Laufen einfach sehr viel Spaß. Die Bewegung muss einem Spaß machen. Sonst werden die Mehrbelastung und der Stress schnell zu einem neuen Problem.
Wie geht es ihnen heute?
Körperlich besser als je in meinem Leben. Dass ich mal so fit werde, damit habe ich nicht gerechnet und auf keinen Fall geplant. Es ist für mich ein schönes Gefühl, wenn ich meine Knochen spüre. Das hat positive Auswirkungen auf mein Selbstbewusstsein. Das spüre ich jeden Tag und es tut mir gut. So weiß ich, dass ich lebe.
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