Am 4. Februar 2025 ist der Weltkrebstag. Ausgerufen wurde der Aktionstag 2007 von der Welt-Krebsorganisation UICC. Jährlich beteiligen sich verschiedene Mitgliedsorganisationen in aller Welt an zahlreichen Aktionen. Ihre Bemühungen zielen darauf ab, über Themen rund um die Krankheit Krebs zu informieren. Lesen Sie, wie der Stand der Forschung und Behandlung ist und was jeder einzelne von uns tun kann.
Prof. Dr. Christof von Kalle hat eine Vision. Er nennt sie „Vision Zero“, und er meint damit, dass irgendwann in der Zukunft niemand mehr an Krebs oder auch Kreislauferkrankungen sterben muss. Wichtigste Voraussetzung dafür, dass aus dieser Vision Realität werde, sei, so der Direktor des klinischen Studienzentrums am Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité, dass man genauso konsequent und akribisch an dem Thema arbeite, wie man dies in den vergangenen Jahrzehnten hinsichtlich der Vermeidung von Verkehrstoten getan hat. Bereits vor vier Jahren sagte von Kalle in einem Interview mit der Krankenkasse Barmer: „Wir hatten im Straßenverkehr bis in die 1970er Jahre bis zu 22.000 Todesfälle pro Jahr durch Unfälle. Als das immer weiter zunahm, haben wir als Gesellschaft gesagt, das halten wir für völlig inakzeptabel. Wir finden nicht, dass jemand auf der Straße sterben sollte. Das heißt, wir haben eine Nulltoleranz, eine Vision Zero, eine Vision von Null: Wir setzen vermeidbare Todesfälle auf null. Dafür betreiben wir im Verkehr sehr große Aufwände. Wenn Sie sich Ihr Autoanschauen, sind da für mehrere Tausend Euro Dinge drin, die Sie bei einem Unfall am Leben halten: Airbags, Gurte, Schleudersysteme, Notbremsen – bauen wir alles ein, weil wir jeden Todesfall verhindern wollen. Wenn es an einer Kreuzung einen tödlichen Unfall gibt, schicken wir ein Team dorthin, das fragt, wie können wir die Kreuzung umbauen, damit so etwas nicht mehr passiert. In der Medizin ist es anders. Wenn in einer Familie gehäuft Krebserkrankungen auftreten oder jemand in jungen Jahren unerwartet stirbt, schicken wir da keine Kommission hin. Wir fragen uns nicht, wie wir es das nächste Mal verhindern können. Sondern wir haben (ähnlich wie wir es in den 1950er Jahren im Straßenverkehr auch hatten) noch zu oft solche Argumente wie: Ja, die waren ja schon ein bisschen älter. Oder die haben leider Pech gehabt. Oder die waren selber schuld, weil sie geraucht haben.“ Bei der Umsetzung der Vision Zero im Gesundheitsbereich sind alle gefordert. Zuallererst jeder einzelne, und zwar dann, wenn es um Vorsorge, Prävention und Früherkennung geht. „Prävention ist im Grunde wichtiger als die Therapie“, sagt von Kalle und fährt fort: „Wir könnten fast die Hälfte der Krebstoten vermeiden, wenn wir die Potenziale von intelligenten Präventionsmaßnahmen und gut geplanter Früherkennung konsequent nutzen würden.“ In diesem Zusammenhang appelliert der Mediziner explizit an die Eigenverantwortung der Menschen. „Abzuwarten, weiter zu rauchen und erst zum Arzt zu gehen, wenn es wehtut oder blutet, entspricht dieser Vollkasko-Reparaturmentalität, die wir ändern wollen und müssen“, kritisiert er in einem Interview mit der Seite pharma-fakten.de. Zu diskutieren seien in diesem Zusammenhang durchaus Belohnungs- bzw. Sanktionierungssysteme. Um noch einmal die Parallele zur Verkehrssicherheit zu ziehen: Wer sich im Auto nicht anschnallt oder mit seinem Smartphone hantiert, riskiert ein Bußgeld. „Warum nicht Sonderentgelte für den verhinderten Kolonkrebs, also: eine Kopfprämie für Adenome? Über solche Instrumente sollten wir nachdenken“, fordert van Kalle.
Neben der höheren Eigenverantwortung spielt bei der Bekämpfung von Krebs weiterhin die medizinisch-wissenschaftliche Forschung eine entscheidende Rolle. Welche unglaublichen Fortschritte hier bereits erzielt worden sind, lässt sich am Beispiel der Immunonkologie ablesen. 2011 erhielt eine erste Immuntherapie gegen Krebs die Zulassung, weitere Wirkstoffe folgten mit den Jahren. Die Immunonkologie hat vielen Menschen Lebenszeit geschenkt, die vorher nicht denkbar war; für manche könnte sie gar Heilung bedeuten. Beispiel Hautkrebs: In der Zeit vor der Immuntherapie waren Prognosen bei schwarzem Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium sehr ungünstig. Die Überlebensrate von Menschen, die vor der Einführung der Immuntherapie mit einer solchen Diagnose konfrontiert waren, lag nach nur einem Jahr bei etwa 25 Prozent. Das heißt: Die große Mehrheit (ca. 75 Prozent) hat die ersten zwölf Monate nicht überstanden. Und heute? Laut Studiendaten leben zehn Jahre nach Beginn der Behandlung noch 43 Prozent der Betroffenen. Zur Erinnerung: Vor rund einer Dekade lebten schon nach dem ersten Jahr nur noch 25 Prozent der Patienten. Das mediane Überleben – also die Zeit, innerhalb derer die Hälfte der Menschen verstorben ist – liegt heute nicht mehr bei wenigen Monaten, sondern bei sechs Jahren. Auch bei anderen Krebsarten – etwa in der Lunge oder der Brust – eröffnen Immuntherapien Perspektiven, die es früher nicht gab. „Wir haben Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs, die zehn Jahre leben – und das mit zwei Tabletten am Tag“, erzählte Mediziner Prof. Dr. Jürgen Wolf auf einer Veranstaltung des Pharmaunternehmens Bristol Myers Squibb bereits im Jahr 2023. Früher lag das mediane Überleben dieser Menschen bei wenigen Monaten. Ein anderes großes Thema sind Impfungen gegen Krebs. Tatsächlich gibt es ja bereits wirksame Impfungen, vor allem die HPV-Impfung für Jugendliche sowie die Hepatitis-B-Impfung für Säuglinge. Diese Impfungen wirken vorbeugend, sollen also verhindern, dass Krebs überhaupt entsteht. Die Krebs-Impfungen hingegen, an denen seit Jahren weltweit geforscht wird und in die enorme Hoffnungen gesetzt werden, können die Entstehung von Krebs zwar nicht verhindern, spielen aber bei der Behandlung von Krebspatienten eine relevante Rolle. Man spricht hier von therapeutischen Impfstoffen. Sie basieren auf der mRNA-Technologie, die ihre Wirksamkeit in der Corona-Pandemie bereits unter Beweis gestellt hat. Unternehmen wie Biontech aus Deutschland und Moderna aus den USA arbeiten unter Hochdruck an diesem Thema. Noch befinden sich die Präparate in klinischen Studien, liefern aber bisher überzeugende Ergebnisse. Sollten sie erfolgreich sein, könnten sie eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Therapien sein und hätten das Potenzial, die Behandlung von Krebserkrankungen grundlegend zu verändern. Bereits für dieses Jahr rechnet Moderna mit der Zulassung für den ersten mRNA-Impfstoff, und zwar gegen den schwarzen Hautkrebs. Biontech erwartet die Zulassung für seinen ersten Krebs-Impfstoff ein Jahr später, also 2026.
Die Frage, die alle interessiert: Ist Krebs heilbar bzw. wann wird Krebs heilbar sein? Dazu noch einmal Prof. von Kalle: „Krebs ist meist heilbar, wenn man ihn früh genug erkennt, am besten, bevor er angefangen hat. Aber auch bei Menschen mit Krebs gibt es schon heute an vielen Stellen und in Zukunft noch viel mehr therapeutischen Fortschritt, der Krebs manchmal heilen oder oft zu einer chronischen Erkrankung machen kann.“
„Wir haben in der Krebsmedizin erhebliche Fortschritte gemacht. Für einen zunehmend hohen Anteil von Patienten mit bestimmten Krebserkrankungen ist eine Heilung prinzipiell möglich“, sagt Biontech-Chef Prof. Dr. Ugur Sahin in einem Interview mit der FAZ. Aber was er ebenfalls sagt: „„Krebs ist kompliziert. Jeder Patient hat einen individuellen Tumor, und innerhalb jedes Patienten sind die Tumorzellen noch mal unterschiedlich.“ Daher wird es einen mRNA-Impfstoff gegen Krebs, der für alle Krebspatienten und für alle Krebsarten passt (sozusagen „one size fits all“), wohl nicht geben. Es handelt sich stattdessen immer um personalisierte, auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Impfstoffe.
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